Seite:Dillenius Weinsberg 091.png

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kehrte aber nach ½ Jahr wieder zurück und ging nach Heidelberg, um sich der Theologie zu widmen. Vom churpfälzischen Hof, wohin er als Prinzenhofmeister berufen worden, kehrte er bald wieder nach Weinsberg zurück, um hier eine von seinem Vater gestiftete Pfründe (Caplanei) anzutreten.

Da er hier noch Lücken in seinen Kenntnissen bemerkte, so reiste er nach Tübingen und von da nach Stuttgart zu Reuchlin, um griechisch und hebräisch zu lernen. Von da kehrte er nach Weinsberg zurück, trat mit vielem Ernst als Prediger auf – circa 1512, wo Weinsberg an Württemberg überging –, wobei er in öffentlichen Vorträgen und in einer eigenen Schrift: „über das Osternlachen“ gegen die Spässe der Prediger auf der Kanzel zur Osternzeit eiferte. 1515 kam er als Prediger nach Basel, wo er, nachdem er wegen seiner freieren Gesinnungen und Äußerungen eine Zeitlang auf der Flucht und Schloßprediger auf Ebenburg bei Franz von Sickingen gewesen, 1525 Dr. und Professor der Theologie und pastor substitutus und Einer der Reformatoren Helvetiens wurde und 1531 im 49. Lebensjahre starb. Mit Luthern durch seine Schriften bekannt, neigte er sich mehr auf die Seite seines Freundes Zwingli und wurde durch seinen sanften, friedliebenden Sinn für Zwingli, was Melanchthon für Luther in Wittenberg war.

Sein väterliches Haus in Weinsberg verfiel 1525 dem allgemeinen Strafurtheile des racheschnaubenden Truchseß. (s. unten J. 1525.)

Herzog Ulrich v. Württemberg besuchte, als er sich auf der Flucht zu Basel befand, die Predigten von Oekolampadius und gewann ihn so lieb, daß er noch 1527 Briefe mit ihm wechselte. Hierdurch wirkte Oekolampadius mittelbar auch auf die Reformation Württembergs ein.

Die churpfälzische Herrschaft in Weinsberg fand, nach etwas über 50-jähriger Dauer ihr Ende durch den baierischen Erbfolgekrieg gegen die Pfalz im Jahr 1504.

Der letzte Herzog von Baiern-Landshut, Georg der Reiche, hatte in seinem Testament den Gemahl seiner einzigen Tochter Elisabeth, den Pfalzgrafen Ruprecht, zu seinem Universalerben eingesetzt. Allein die Herzoge Albrecht und Wolfgang von Baiern-München sprachen auf den Grund eines vorangegangenen Vergleichs die Erbschaft an und ein Ausspruch des Kaisers Maximilian I. erkannte auf eine Theilung. Weil Ruprecht, gestützt auf König Georg von Böhmen, seinen Vater Churfürst Philipp von der Pfalz und einige Reichsfürsten, sich diesem Ausspruch nicht unterwerfen wollte und 1503 sich sein Vater seiner anzunehmen rüstete, so wurde über Vater und Sohn die Reichsacht erkannt und der junge Herzog Ulrich v. Württemberg war Einer der Reichsstände, welche

1504 Kaiser Maximilian zu Vollziehung dieser Acht aufbot.

Ulrich rückte im Juli d. J. mit seinen und des schwäbischen Bundes Soldaten, 21,000 Mann Fußvolkes, worunter 6000 Büchsenschützen und 1500 Mann Reiterei, in’s Feld. Die Reichsstädte Gmünd und Reutlingen schickten einige Truppen, Ulm und Nürnberg je eine große Büchse (schweres Geschütz). Lehensleute und adelige Dienstleute fanden sich zahlreich bei dem Heere ein *)[1]. Herzog Ulrich zog selbst mit; den Oberbefehl aber führte Graf Wolfgang von Fürstenberg. Nachdem mehrere an Württemberg gränzende Orte und Ämter der Pfalz, voran das Kloster Maulbronn,


  1. * ) v. Stadlinger Gesch. des württ. Kriegswesens, S. 201. Sattlers Gesch. Württembergs. Eisenbach, Herzog Ulrich.