Seite:Dillenius Weinsberg 099.png

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Die Sache wurde bekanntlich durch Zusammenberufung eines Landtages auf den 25. Juni d. J., wozu der Vogt jeder Stadt sammt dem Keller, Einem Gewählten vom Gericht und Einem von der Gemeinde beschrieben wurde, und durch den denkwürdigen Tübinger Vertrag vom 8. Juli d. J. vermittelt. Da dessen ungeachtet die aufrührerischen Bewegungen der Landleute, namentlich im Remsthal, fortdauerten, so rief Herzog Ulrich, nach vergeblichen gütlichen Verhandlungen, die Hilfe seiner Bundesgenossen an, von welchen der Bischof von Würzburg

den 29. Juli d. J. 300 Mann zu Pferd, unter ihnen 57 vom Adel schickte, welche an gedachtem Tag, angeführt von dem Hauptmann Sigmund von Ehingen, durch Weinsberg nach Lauffen zogen, um dort auf weitere Ordre vom Herzog zu warten *)[1].

Die Bewegung im Weinsberger Bezirk wurde hierdurch unterdrückt und ein Anschluß an die Remsthaler, die sich auf dem Kapellberge bei Beutelsbach sammelten, verhindert. Doch beklagten sich (nach Pfaffs Miscellen) Bürgermeister, Rath und Gemeinde zu Weinsberg über den Tübinger Vertrag, „daß sie dadurch mehr, als kein Ort im Lande, beschwert worden, gegen ihre alte Freiheiten, indem jeder aus der Stadt Wegziehende den 10. Pfenning von seinem Vermögen in die Stadtkasse nach ihrem vom Reich und der Pfalz erhaltenen Rechte hätte geben müssen. Auch treffe sie die umgelegte beträchtliche Summe zur Tilgung der Schulden des Landes am härtesten, weil sie dem Landesherrn vorhin jährlich 200 fl. zu Beth, 125 zur Königssteuer und 6 Silbergeld geben müssen. Diese Abgabe rühre von jener Zeit her, wo die Stadt eine Reichsstadt gewesen“.

1516 wurde Herzog Ulrich von Kaiser Maximilian wegen Ermordung Huttens, wegen Mißhandlung seiner Gemahlin und wegen Ungehorsams gegen die kaiserlichen Befehle in die Acht und Aberacht erklärt – was jedoch durch einen Vertrag zu Blaubeuren vermittelt wurde.

Allein neue Gewaltthaten Ulrichs nach dem Tode Kaisers Maximilian, besonders die gegen die Reichsstadt Reutlingen, welche er am 28. Januar 1519 eroberte und zu einer Landstadt machte, führten eine Kriegserklärung des schwäbischen Bundes, dessen Mitglied Reutlingen gewesen war, am 25. März 1519 herbei.

Ulrich, der sich von den geworbenen Schweizern und anderen Hülfstruppen verlassen sah, zog sich nach Tübingen zurück und ging von da nach Mömpelgard, um sich zu kräftigerem Widerstande zu rüsten.

Nun nahm das schwäbische Bundesheer unter Anführung Herzogs Wilhelm von Baiern, eines Schwagers von Ulrich, ganz Württemberg ungehindert in Besitz und rückte am 5. April siegreich in Stuttgart ein, woselbst die Bürger dem schwäbischen Bunde huldigten.

Von Cannstadt zog es über Marbach und Lauffen nach Neckarsulm und nahm

am 10. Mai das von Götz von Berlichingen tapfer vertheidigte Möckmühl.

Am 11. Mai 1519 Nachts wurde die Stadt Weinsberg berannt. Die Bundestruppen warfen einige Schanzen auf und die Stadt ergab sich ohne Widerstand, ehe in den folgenden Tagen das ganze Heer in das Lager vor derselben einrückte. Der württ. Obervogt, Sebastian von Nippenburg, zog sich in das Bergschloß


  1. *) Steinhofers Chronik, 4. S. 79 und 136. Entscheidung bei Schorndorf August 1514. Hinrichtung der Anführer etc.