Seite:Dillenius Weinsberg 105.png

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tranken und zeigte es ihnen an. Da schrieen die Bauern des Weinsberger Thals: man solle sie heimziehen lassen oder ihnen Frieden machen *)[1].

Als der Graf von dem Angriff auf den Nachtrab des Bauernheeres nach Weinsberg zurückkam, schien es ihm, als fände er die Bürger in der Stadt eines Theils wankelmüthig; sie waren sehr erschrocken – ohne Zweifel, da sie die Stärke des vorbeiziehenden Heeres gesehen und von dessen Erbitterung über Helfensteins Angriff gehört hatten. – Das Vertrauen, das der Graf zu ihnen gehabt, entfiel ihm und er versah sich nichts Gutes mehr zu ihnen.

Er schrieb der Regierung zu Stuttgart: „er halte für gewißlich, wäre er mit den Reisigen nicht hier, so wäre Alles umgefallen. Darum habe er heute (Samstag) mit ihnen gehandelt und es ihnen gleich auf einen Bündel gebunden und so sie wieder von ihrem Vorhaben ihres Anschlusses an die Bauern abgewiesen.“

Noch hoffte er, der Helle Haufen werde Weinsberg ungestört lassen und ziehe schon gegen Wimpfen.

In’s Lager der Bauern aber kamen zu gleicher Zeit eine trotzige, verächtliche Antwort des Grafen auf ihr Ultimatum und eine Botschaft einiger Weinsberger Bürger, die es mit den Bauern hielten. So gut der Graf die Thore der Stadt hütete, so gelang es doch eines Weibes List, hinauszukommen.

Wolf Nagels Frau von Weinsberg stahl sich durch nach Neckarsulm zum Haufen, ging von Hütte zu Hütte und sagte: „Jörg Ry, der Bretzel Pickel, Melchior Becker und Bernhard Hellermann von Weinsberg habe sie zu ihnen geschickt, sie sollen kommen; sie wollen ihnen die Stadt aufthun; sie sollen sie nicht in den Nöthen stecken lassen.“

Dazu kam Semmelhanns von Neuenstein, ein Salzführer, in’s Lager nach Neckarsulm. Der war in der Weinsberger Burg gefangen gelegen und ausgebrochen. Dieser zeigte dem Bauernrath, Dionys. Schmid von Schwabbach an: es liegen nicht mehr als 8 Mann oben im Schloß; die anderen Alle seien in der Stadt. Er wolle ihnen den Punkt zeigen, wo das Schloß leicht zu stürmen seie **)[2].

Schmid und der Bauernrath Hanns Koberer von Bretzfeld theilten diese Nachricht den Hauptleuten mit und machten den Vorschlag, vor Weinsberg zu ziehen und es zu nehmen. Die Antwort des Grafen entrüstete den ganzen Haufen; „die Bauern aus dem Weinsberger Thal waren lustig, Stadt und Schloß zu stürmen, damit sie nimmer frohnen dürfen“ und der Helle Haufen erhob sich am Osterfeste Morgens früh – 16. April – Weinsberg zu „mit großer Furie“. Es ging über Binswangen und Erlenbach auf den der Burg gegenüberliegenden Schemelsberg.

Zu Neckarsulm war am Abend des Beschlusses ein Heilbronner Bürger, Einer von der Ehrbarkeit, im Bauernlager anwesend gewesen. Als dieser hörte, wie die Bauern beschlossen haben, Weinsberg zu nehmen und dem Adel zu Leibe zu gehen, ließ er heimlich noch in der Nacht den Grafen durch einen Wächter warnen. Auch durch einen Kundschafter wurde dem Grafen noch vor Tag gemeldet, daß die Bauern bereits aus ihrem Lager ausgebrochen seien und es geheißen habe: sie wollen bei den Weinsbergern die Ostereier holen ***)[3].


  1. *) Urgicht des Dionysius Schmid v. Schwabbach.
  2. **) Urgicht des Dionys. Schmid.
  3. ***) Stuttg. Staatsarchiv.