Seite:Dillenius Weinsberg 112.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Weinsbergs *)[1], während der größte Theil des Heeres plünderte, oder in den Wirthshäusern „zum Stärlen, zum Rößlen“ etc. zechte, in der Mühle beschlossen, die Gefangenen alle zu erstechen.

Jäcklein war es, der die Gefangenen sogleich herausführte auf eine Wiese beim Unterthor. Es waren Graf Ludwig v. Helfenstein, Obervogt zu Weinsberg; Hans Konrad Schenk zu Winterstetten, Vogt zu Vaihingen und Maulbronn; Burkhard von Ehingen, Sohn des tapfern Rudolphs v. Ehingen; Konrad von Ehingen, deßgl.; Friedrich und Jörg Wolf von Neuhausen; Hans Dietrich von Westerstetten, Burgvogt zu Hohen-Neuffen; Philipp von Bernhausen, Sohn des Vogts zu Göppingen, Jacob v. B.; Hans Konrad Spät von Höpfigheim; Bleickhard von Riexingen und Weiprecht v. Riexingen; Rudolph von Hirnheim; Wolf Rauch von Winnenden und Helfenberg; Jörg von Kaltenthal, der Jüngere **)[2].

Auch mehrere Knechte wurden mit ihnen herausgeführt, junge Reitersknaben – mit Stricken gebunden. Man führte sie in einen Ring, um ihr Urtheil zu hören.

Es war eine alte Strafe, durch die Spieße zu jagen; eine Strafe jedoch, die nur wider diejenige angewendet wurde, welche wider Ehre gehandelt hatten und welche auch dann nur bei Knechten im Brauche war. Diese Todesart wurde den Gefangenen angekündigt, „dem Adel zu Schand und Spott, als ob sie wider Ehre gehandelt hätten“ ***)[3].

Da kam die Gräfin von Helfenstein, welche gefangen von der Burg herabgeführt worden war. Sie trug ihr zweijähriges Söhnlein Maximilian auf den Armen; ihr Frauenzimmer folgte ihr. Sie warf sich vor Jäcklein und den Anderen auf die Kniee, hielt ihnen ihr Kind entgegen und bat flehentlich, dem Kleinen den Vater, ihr den Gatten zu lassen. Aber alle Macht ihrer Thränen, ihrer Schönheit, ihres Unglücks rührte die Harten nicht. Jahrelange unmenschliche Behandlung hatte Viele zu Unmenschen gemacht. Sie stießen die jammernd zu ihren Füßen liegende Kaiserstochter zurück und Einer stach mit seinem Spieß „das kleine Herrlein“ auf ihrem Arm auf die Brust. Helfenstein selbst bot für sein Leben allein eine Lösungssumme von 30,000 fl. „Und gäbst du uns 2 Tonnen Golds, antworteten sie, so müßtest du doch sterben“. Die Rache lechzte nach Blut.

Auf Jäckleins Befehl bildete sich von Bauern eine Gasse, welche Hans Winter aus dem Odenwalde commandirte. Wilmerhans von Neckargartach schlug die Trommel, wie es bei Hinrichtungen der Art alter Brauch war. Die Bauern in der Gasse streckten ihre Spieße vor und der Erste, der unter Trommelschall in die Gasse gejagt


  1. *) Stuttg. Staatsarchiv Bundesacten Fasc. 99. b., wornach Zimmermann in seiner Vorrede p. IX. berichtiget, daß die Hinrichtung nicht erst am folgenden Ostermontag geschehen seie, wie er im Text nach andern gleichzeitigen Berichten erzählt hatte.
  2. **) „Selb 14. vom Adel durch die Spieß gejagt.“ Schreiben der Stadt Heilbronn an den schwäb. Bund. „Da sie den Grafen und 13 Edle mit ihm durch die Spieß gejagt hätten.“ Bericht des Augenzeugen. Not. 2 von Gemmingen, welche Zimmermann hier nennt, kommen bei Crusius nicht vor. Dagegen berichtet Z. selbst von 2 Söhnen des Rudolph v. Ehingen, Thl. III. p. 746. Und ebenso finden sich 2 von Riexingen in der O.A.Beschreibung v. Vaihingen p. 213. Köhler nennt mit Crusius u. Andd. noch einen Götz von Berlingen , Rudolph von Ottenhofen, Felix Eigen von Eigenhofer, sowie die 2 Schmelz, sen. und jun., (Schmelz, s. oben p. 110), Bezo von Göppingen, Johann Maul, Paul Star und des Grafen Reutknecht Pleyberger.
  3. ***) Niclas Thoman Handschrift.