Seite:Dillenius Weinsberg 115.png

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mit denselben bis auf den Schemelsberg, sah aber von diesem herab, daß er zu spät kam und die Stadt bereits in den Händen der Bauern war. Auf seinem Rückzug nach Mosbach stieß er auf einen Trupp von 60 Bauern, die mit einem Kriegswagen dem Lager zuzogen. Er verrannte ihnen den Weg, fiel mit seinen Reisigen in sie und erstach die Meisten, während er nur etliche Pferde verlor. Der Helle Haufen aber drohte, als er’s hörte, auf den Namen des Marschalls anspielend: „wir wollen den Haber ausdreschen, und sollte darüber das Heidelberger Schloß zu Grunde gehen.“

Wo die Gebeine der Ermordeten begraben wurden, ist nicht zu erheben.

Noch am Ostermontag sah Flux von Heilbronn, der den Bauern Brod hinausführte, mit Entsetzen die Leichname der Erschlagenen am Wege liegen. Z. III. 480.

Von Weinsberg aus zog der Helle Haufen am Osterdienstag (18. April) unter Georg Mezler, Jäcklein u. A. – mit Zurücklassung einer Besatzung unter Wagenhanns von Lehren als Hauptmann *)[1] vor die freie Reichsstadt Heilbronn, um sich von dort aus nach Franken zurückzuwenden.

Schon zu Anfang des Monats Mai zog das Rachegewitter in der Person des Georg Truchseß von Waldburg, Oberfeldherrn des schwäbischen Bundes – gewöhnlich auch der Bauernjörg genannt – das Württemberger Land herab. Es ereilte zuerst nach der blutigen, unglücklichen Schlacht bei Sindelfingen (12. Mai) den zu Sindelfingen in einem Taubenschlag versteckt gefundenen Melchior Nonnenmacher, den Pfeifer von Ilsfeld, welcher bei der Weinsberger Blutthat den Grafen von Helfenstein mit der Zinke bis vor die Gasse begleitet hatte. Der Truchseß, der ihn wohl kannte, ließ ihn im Lager unweit Maichingen mit einer eisernen Kette an einen Apfelbaum binden, so daß er 2 Schritte weit um denselben laufen konnte, befahl gut Holz herbei zu bringen und dasselbe 1½ Klafter vom Baum herumzulegen. Er selbst, Graf Ulrich von Helfenstein, Graf Friedrich von Fürstenberg, Herr Frowen von Hutten, Dietrich Spät und die anderen Ritter trugen Jeder ein großes Scheit herzu **)[2]; dann wurde es angezündet. Es war Nacht; weithin über’s Feld zerstreut standen und lagen verlassene Wagen und Karren, Geschütze, Zelte, Waffen; zwischen hinein lagen die Todten still, röchelten die Sterbenden und Verwundeten. Im weiten Lager lärmte das Zechgelag der Sieger. Um den gefesselten Pfeiffer im Ring frohlockten die Edlen und der Holzstoß schlug in Flammen auf, in dessen Feuerkreis der Unglückliche, den Herren zum Gelächter, immer schneller und schneller umlief, „fein langsam gebraten“. Lange lebte er, schwitzend und brüllend vor Qualen. Bilder des Entsetzens, weiß wie Stein, standen die andern Gefangenen umher. Endlich schwieg er und sank zusammen.

Das zweite Opfer war noch unterwegs der aus der Schlacht von Sindelfingen entronnene, bei Hohenasberg vom dortigen Vogt gefangene und dem Truchseß bei seinem Vorüberzug ausgelieferte Jäcklein Rohrbach. Auch er wurde, wie der Pfeifer, im Lager zwischen Neckargartach und Fürfeld am 20. Mai an eine Felbe mit eiserner Kette gebunden und mit Feuer umlegt, daß auch er langsam bratend den gräßlichen Todtentanz in dem Feuerkreis um den Baum tanzen mußte unter Trommeln und Pfeifenschall. Kinder auf den Achseln der Kriegsknechte sahen zu


  1. *) Zimmermann III. 490.
  2. **) Zimmermann III. nach Hans Lutz, Holzwart u. d. Augenzeugen. Alle 3 sagen ausdrücklich, daß der Truchseß selbst und die Ritter Holz herzugetragen.