Seite:Drei Essays Oscar Wilde.pdf/65

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Kunstwerk anwendet, vorausgesetzt, dass man sie vernünftig anwendet, beziehen sich entweder auf seinen Stil, oder auf seinen Gegenstand oder auf beide zugleich. Hinsichtlich des Stils ist ein Kunstwerk gesund, wenn sein Stil die Schönheit des Materials, das es verwendet, erkennen lässt, bestehe es nun aus Worten oder aus Bronze, aus Farben oder aus Elfenbein, und wenn es diese Schönheit als Mittel zur Erzeugung der ästhetischen Wirkung benutzt. Hinsichtlich des Gegenstandes ist ein Kunstwerk gesund, wenn die Wahl dieses Gegenstandes vom Temperament des Künstlers bedingt ist und unmittelbar aus ihm entspringt. Kurz, ein Kunstwerk ist gesund, wenn es sowohl Vollendung wie Persönlichkeit hat. Natürlich können Form und Inhalt bei einem Kunstwerke nicht getrennt werden; sie sind immer eins. Aber für die Zwecke der Untersuchung können wir für einen Augenblick die Ungeteiltheit des ästhetischen Eindrucks übersehen und sie also im Verstande getrennt betrachten. Ungesund ist andrerseits ein Kunstwerk, wenn sein Stil gewöhnlich, hergebracht

Empfohlene Zitierweise:
Oscar Wilde: Drei Essays. Karl Schnabel, Berlin 1904, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Drei_Essays_Oscar_Wilde.pdf/65&oldid=- (Version vom 31.7.2018)