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den Journalisten, bildeten ihn aus und machten ihn zu ihrem eifrigen und gut bezahlten Diener. Es ist für beide Teile sehr zu bedauern. Hinter der Barrikade kann viel Edles und Heroisches stehen. Aber was steht hinter dem Leitartikel als Vorurteil, Dummheit, Heuchelei und Geschwätz? Und wenn diese vier zusammentreffen, machen sie eine fürchterliche Macht aus und bilden die neue autoritäre Gewalt.

In früheren Zeiten hatten die Menschen die Folter. Jetzt haben sie die Presse. Gewiss, das ist ein Fortschritt. Aber es ist doch noch sehr schlimm und demoralisierend. Jemand – war es Burke? – hat den Journalismus den vierten Stand genannt. Das war seinerzeit ohne Frage wahr. Aber in unserer Zeit ist er tatsächlich der einzige Stand. Er hat die andern drei aufgefressen. Der weltliche Adel sagt nichts, die Bischöfe haben nichts zu sagen, und das Haus der Gemeinen hat nichts zu sagen und sagt es. Der Journalismus beherrscht uns. In Amerika ist der Präsident vier Jahre am Regiment, und der

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Oscar Wilde: Drei Essays. Karl Schnabel, Berlin 1904, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Drei_Essays_Oscar_Wilde.pdf/70&oldid=- (Version vom 31.7.2018)