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Manier spielen können und hätte dabei soviel Erfolg und Geld eingeheimst, als jemand irgend verlangen kann. Aber das war nicht sein Zweck. Sein Zweck war, seine eigene Vollkommenheit als Künstler unter bestimmten Bedingungen und in einer bestimmten Kunstform zu verwirklichen. Zuerst wandte er sich an die wenigen: jetzt hat er die vielen erzogen. Er hat im Publikum Geschmack und Temperament gebildet. Das Publikum würdigt seinen künstlerischen Erfolg ungemein. Ich frage mich indessen oft, ob das Publikum es weiss, dass dieser Erfolg lediglich der Tatsache zu verdanken ist, dass er nicht ihren Massstab anlegte, sondern seinen eigenen durchsetzte. Mit ihrem Massstab wäre das Lyceum-Theater eine Bude zweiten Ranges geworden, wie es einige populäre Theater in London zur Zeit sind. Ob sie es wissen oder nicht, es bleibt jedenfalls Tatsache, dass bis zu einem gewissen Grad im Publikum Geschmack und Temperament ausgebildet worden sind und dass das Publikum die Anlage hat, diese Eigenschaften aus sich

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Oscar Wilde: Drei Essays. Karl Schnabel, Berlin 1904, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Drei_Essays_Oscar_Wilde.pdf/76&oldid=- (Version vom 31.7.2018)