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so einzurichten, wie es vor einigen Jahren noch eingerichtet wurde, ohne dass man jedes Stück auf einer Versteigerung von alten Möbeln erstände, die aus einem Logierhaus dritten Ranges stammen. Die Sachen werden nicht mehr gemacht. So sehr sie sich dagegen stemmen, die Leute müssen heute schöne Dinge um sich haben. Zu ihrem Glück ging ihr Anspruch auf Autorität in diesen Kunstdingen völlig in die Brüche.

Es ist also offenbar, dass alle Autorität in diesen Dingen von Uebel ist. Die Leute fragen manchmal, unter welcher Regierungsform der Künstler am besten lebe. Auf diese Frage gibt es nur eine Antwort. Die Regierungsform, die für den Künstler am geeignetsten ist, ist: überhaupt keine Regierung. Autoritäre Gewalt über ihn und seine Kunst ist lächerlich. Es ist behauptet worden, in Despotien hätten Künstler schöne Werke geschaffen. Das stimmt so nicht ganz. Künstler haben Despoten besucht, nicht als Untertanen, die tyrannisiert wurden, sondern als wandernde Wundermänner, als Vagabunden mit bezaubernder

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Oscar Wilde: Drei Essays. Karl Schnabel, Berlin 1904, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Drei_Essays_Oscar_Wilde.pdf/85&oldid=- (Version vom 31.7.2018)