Seite:Dudler und Dulder 46.jpg

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Der Wandrer aber geht doch noch wenigstens vorüber. Weit schlimmer ist’s um den Helden der nachstehenden, jüngst in den „Fliegenden Blättern“ publicirten qualdurchzitterten Threnodie bestellt…


Klagelied.

Ich weiß nicht, was es bedeutet,
Was unter mir tönt im Parterre:
Die „Klosterglocken“ läutet
Dort ein klavierender Herr.
Mein Nachbar zur Linken vernimmt es,
Will übertönen den Graus,
Ergreift sein Cello und stimmt es
Und bricht in Etüden aus.

Die schönste Jungfrau lauschet
Dort oben im zweiten Stock –
Worauf sie das Sopha vertauschet
Mit des Klavieres Bock;
Sie paukt gleich höllischen Mächten
Und singt ein Lied dabei –
Das hört mein Nachbar zur Rechten
Und flüchtet zu seiner Schalmei.

Mir wird vor den Augen es gelber,
Es packt mich mit Rachbegier –:
Ein Jeder hört nur sich selber –
Ich höre sie alle Vier.
Ich glaube, in solcher Laune
Könnt’ ich ein Verbrechen begehn –
Ich kaufe mir eine – Posaune,
Dann wollen wir weiter sehn!

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Eckstein: Dudler und Dulder. Leipzig, 1893, Seite Seite: Dudler und Dulder 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dudler_und_Dulder_46.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)