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Säule lehnende, von allen anderen tief verachtete Auskehrer, sie alle wissen, daß jetzt um 11 Uhr vormittags ihre gestrengen weißen „Sahibs“ an ihren Kontortischen schwitzen und das Vergnügen hier nicht stören werden.

Verwandlung eines Lederstreifens in eine lebende Schlange.

Mit Scheu und mißtrauischem Entsetzen staunen die Leute die unheimlichen Künste des Wundermannes an. Noch stehen die kleinen mit roten, gelben und grünen Ringen bemalten Holzbecher vor ihm, unter denen er runde Nüsse erscheinen und verschwinden läßt, ein uraltes Kunststück, das auch bei uns für jeden Zauberkünstler den Ausgangspunkt zur Erlernung der Handfertigkeit bildet. An einem der Becher lehnt auch noch das ausgestopfte Püppchen, dem auf geheimnisvolle Weise, nämlich mittelst eines nicht senkrecht, wohl aber horizontal angebrachten starken Frauenhaares ab und zu Leben und Tanzlust in die Glieder gebracht wird, wobei der Zauberer durch Hin- und Herfahren mit dem Zauberstäbchen über dem Kopf der Puppe nachweist, daß sie nicht etwa an einem Faden hängt!

Als ähnliche unbedeutende Eingangsnummern bringt der Tausendkünstler noch schnell ein paar Kleinigkeiten aus dem Munde zum Vorschein: ein geöffnetes Taschenmesser, ein widerliches, skorpionähnliches Tier und fünf rohe Hühnereier. Dann aber nähert er sich der Höhe seiner Kunstfertigkeit. Er wickelt einen meterlangen dürren Lederstreifen auseinander und hält ihn aufgerollt

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Kurt Boeck: Durch Indien ins verschlossene Land Nepal. Ferdinand Hirt & Sohn, Leipzig 1903, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Durch_Indien_ins_verschlossene_Land_Nepal.pdf/126&oldid=- (Version vom 1.7.2018)