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verzagend in den Schoß legt. Die Vergnügungsreisenden, die gewöhnlich möglichst billig einzukaufen suchen und den Feinheiten der vollendetsten indischen Kunstleistungen, wie z. B. der entzückenden Miniaturbildchen auf Elfenbein, selten verständnisvolle Würdigung entgegenbringen, kommen als Verbraucher derartiger Erzeugnisse um so weniger in Betracht, als sie in Indien häufig sogar mit in Europa fabrizierten geringwertigen Nachahmungen indischer Altertümer abgespeist werden.

Burg Dschodpur.

Mit unwiderstehlicher Gewalt dringt die Erinnerung an die alten Zeiten Indiens, die in mancher Hinsicht gar nicht so entsetzlich waren; wie sie uns von den Fürsprechern englischer Gewalt- und Realpolitik hingestellt werden, beim Besuch der Burg von Dschodpur auf uns ein, zu der wir auf steilen Pfaden emporsteigen.

Selbst wer nur mit schwachem Phantasiefluge begabt ist, muß von gewaltigen Gemütsbewegungen erfaßt werden, wenn er über diese Burggräben und durch diese gewaltigen mit Götterbildern geschmückten Tore schreitet und sich erinnert, was an diesen Felsenwänden, diesen wie für die Ewigkeit aus Steinquadern errichteten Wällen vorbeigezogen ist, aus denen mächtige Eisendorne als Abwehr einst dagegen anstürmender Kriegselefanten hervorragen. Freilich muß man außer den jetzt verlassenen Burgräumen, in denen Purpurvorhänge und goldene Schirme unbenutzte Lagerstätten umgeben, auch die Rüstkammern gesehen haben, um die Rittergestalten mit der ganzen Wucht

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Kurt Boeck: Durch Indien ins verschlossene Land Nepal. Ferdinand Hirt & Sohn, Leipzig 1903, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Durch_Indien_ins_verschlossene_Land_Nepal.pdf/189&oldid=- (Version vom 1.7.2018)