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Ähnlich wie sich die Burg Dschodpur über die gleichnamige Stadt erhebt, so ragt auch über die jetzt völlig von Menschen verlassene Stadt Amber auf einem Bergrücken der Palast gleichen Namens empor, den jeder Besucher Dscheipurs in Augenschein nimmt, da schon das Zugangstor eine Sehenswürdigkeit genannt werden kann. Der Fürst pflegt in liebenswürdiger Weise jedem reisenden Europäer, der darum nachsucht, zu diesem etwa acht Kilometer weiten Ausflug einen Elefanten seines Marstalles zu leihen; und ich habe ein mir in dieser Weise zur Verfügung gestelltes Reittier auf der beigefügten Ansicht des Schlosses als Staffage benutzt, auf dessen Rücken der Geführte meiner ersten Indienreise, der den Lesern meiner „Indischen Gletscherfahrten“ wohlbekannte Gletscherführer Hans Kerer aus Kals[WS 1], thront; Kamele, Ochsenkarren und ein indischer Feigenbaum, dessen Luftwurzeln der Erde zustreben, machen dies Bildchen zum Typus einer Radschputana-Landstraße. An dem Teich zu Füßen dieses Burgberges liegt ein Gebäude, in dessen Zellen sich die wissensdurstigen Fürsten von Dscheipur mit magischen Studien befaßt haben sollen, was wiederum von dem fortschrittlichen Streben der Dscheipur-Radschputen zeugt. In dem Teiche werden zahlreiche Krokodile gefüttert, deren für gewöhnlich nur wenig über dem Wasserspiegel hervorragende Schädelkrusten kaum von den im Teiche schwimmenden genarbten Baumstämmen zu unterscheiden sind.

Parade-Elefant des Maharadschah von Dschodpur.

Die Tauben auf dem Marktplatz in Dscheipur.

Jagd-Leopard und für die Jagd gezähmter Luchs
auf den Tscharpen-Bettstellen[WS 2] ihrer Wärter, mit denen sie zusammen schlafen..

Ein für die Eigenart der Radschputana sehr bezeichnendes Straßenbild bieten die hier und da bemerkbaren Jagdleoparden oder Tschitas[WS 3] und die kleinen, für die Hasenjagd dressierten Luchse, die der Zähmung wegen meistens mit einer Lederkappe über den Augen dicht an der Straße angefesselt werden,

um schließlich vollkommen gleichgültig gegen alles zu werden, was um sie

Anmerkungen (Wikisource)

  1. WS: Kals: vergleiche Kals am Großglockner
  2. WS: Tscharpen-Bettstellen: vergleiche Charpai
  3. WS: Jagdleoparden oder Tschitas: vergleiche Gepard (englisch: Cheetah)
Empfohlene Zitierweise:
Kurt Boeck: Durch Indien ins verschlossene Land Nepal. Ferdinand Hirt & Sohn, Leipzig 1903, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Durch_Indien_ins_verschlossene_Land_Nepal.pdf/194&oldid=- (Version vom 1.7.2018)