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schätzen, wenn auch dieses Werk zur Klärung der Anschauungen über Indien und die Indier beizutragen vermöchte. Daß auf fachwissenschaftlichen Studiengebieten von keiner Nation Bedeutenderes geleistet wurde und wird, als von deutschen Linguisten, Archäologen und anderen Spezialforschern, ist bekannt, aber gerade weil diese höchsten Errungenschaften selten über die Gelehrtenkreise hinaus in das Publikum dringen, sind leichtfaßliche Schilderungen doch wohl nicht ganz ohne Nutzen und Zweck. ·

Gartentor der Tadsch-Anlagen.

Ich müßte oft Gesagtes wiederholen und ein endloses, ermüdendes Kapitel schreiben, wollte ich die Überbleibsel aus der Glanzzeit der Mohammedanerherrschaft in Indien der Reihe nach durchgehen; ich möchte mich darauf beschränken, einiges vom Wesentlichsten herauszugreifen, was als Typus ganzer Gruppen gelten darf. Ich lade deshalb den Leser höflichst ein, mit mir in den klappernden Holzkasten zu steigen, der als Droschke vor dem Gasthof in Agra erscheint, und mich unmittelbar vor die Perle dieser Bauten im Sarazenenstile zu begleiten, vor die oder wohl besser vor den Tadsch[WS 1].

Fernab von der Stadt und Burg Agra, auf dem anderen Ufer des Dschamnaflusses, hält der Wagen vor einem Bau, der schon manchmal für das eigentliche Ziel, für den erwarteten „indischen Tempel“ gehalten wurde, aber jeder auch nur einigermaßen Vorbereitete weiß, daß der Tadsch weder ein Tempel, noch von Indiern erbaut ist. Dieses Außentor, durch das wir in den Park des Tadsch eintreten, ist bereits eine Sehenswürdigkeit allerersten Ranges; doch wieviel Worte müßte ich verschwenden, um es mit allen Einzelheiten so deutlich zu bezeichnen, wie es durch das Bild mit einem Schlage erscheint! Mit wahrer Rührung und Dankbarkeit muß ich stets meiner photographischen Kamera gedenken, die mich in den Stand gesetzt hat, meinen Lesern wie mir selbst die äußeren Formen der bei diesem Bau aufgewendeten

Bildnerkunst zu enthüllen, wobei ich bedaure, daß hier der Raum fehlt, die

Anmerkungen (Wikisource)

  1. WS: Agra, Tadsch: vergleiche Agra, Taj Mahal
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Kurt Boeck: Durch Indien ins verschlossene Land Nepal. Ferdinand Hirt & Sohn, Leipzig 1903, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Durch_Indien_ins_verschlossene_Land_Nepal.pdf/199&oldid=- (Version vom 11.7.2018)