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Blatte gleiche, das erst durch die Einwirkung des Mannes Inhalt und Bedeutung empfange.

Gräber von Sultans-Gemahlinnen in Ahmedabad.

Wer aufmerksamen Auges an den morschen Ruinen der zunächst von den Mohammedanern und dann von den rachedürstend über die Moslems herfallenden brahminischen Mahratten zerstörten Gebäuden herumspäht, wird als dürftige Zeugen einstigen verschwenderischen Reichtums hie und da wahre Wunder kunstgewerblicher Leistungen ausfindig machen können; als Beispiel hierfür schalte ich das Bild eines aus Marmor gemeißelten Fenstergitters in der Vorderwand der Sidi-Seid-Moschee[WS 1] ein, um einerseits die entzückende Zierlichkeit eines labyrinthisch verschlungenen und verzweigten Arabeskenmusters, aber auch um zugleich zu zeigen, wie von dieser einstigen stolzen Fassade nur ein Mauerrest übrig geblieben ist.

Wie jede größere gewerbtreibende Stadt Indiens hat auch Ahmedabad ganz bestimmte Industriezweige, die von alters her Ruf haben und auch heute noch ganz wundervolle Erzeugnisse liefern, wenngleich die Schönheit der einst in Ahmedabad gestickten Decken und Tücher von den heutigen erfindungsärmeren und empfindungsschwächeren Indiern nicht mehr erreicht werden kann, so daß vielfach ältere Muster Verwendung finden; besonders geschieht dies wohl seitens der Kunsttischler, die Kästchen aus duftendem Sandelholz zu schnitzen und diese mit in Elfenbein geritzten Zeichnungen oder bewundernswerten feinen Mosaiken aus winzigen Plättchen von Silber, Elfenbein, Korallen,

Ebenholz und edlen Steinen zu belegen verstehen. Wenn auch die wirklichen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. WS: Sidi-Seid-Moschee: vergleiche Sidi-Saiyyed-Moschee (Ahmedabad)
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Kurt Boeck: Durch Indien ins verschlossene Land Nepal. Ferdinand Hirt & Sohn, Leipzig 1903, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Durch_Indien_ins_verschlossene_Land_Nepal.pdf/208&oldid=- (Version vom 1.7.2018)