fertig gestellten Kaiser-Baghs freuen dürfen, da er bald darauf von den Engländern seines Thrones beraubt wurde; wohl um sie, die ihn wegen seines lasterhaften Lebenswandels entthront hatten, zu ärgern, ließ er sich dicht bei Kalkutta nieder, um mit Hilfe seiner Pension dort ein schwelgerisches Müßiggängerleben ohnegleichen zu führen und sich dabei in keiner Weise um die Engländer zu kümmern.
Noch für geraume Zeit wird der Kaiser-Bagh, diese beinahe wie eine Ausstellung theatralischer Dekorationsstücke wirkende Zusammenhäufung von Schlössern und Villas, Moscheen und Minarets, Gärten und Wasserkünsten inmitten von Prunktoren und stattlichen Mauern, ein Zeichen dafür sein, daß Indien am Ende des achtzehnten Jahrhunderts das rechte Feld für talentvolle Abenteurer war. Der Begründer dieser und anderer nicht minder auffallender Bauwerke in Laknau wie z. B. der bizarren Martinière,[WS 1] einer für mehrere tausend Schüler eingerichteten Unterrichtsanstalt, namens Claude Martin[WS 2], war tatsächlich als einfacher französischer Soldat nach der französischen Kolonie Ponditscheri gekommen, dort Korporal und schließlich nach einer Reihe der wunderbarsten Schicksale oberster Feldherr und Ratgeber des Königs von Audh geworden; er wußte den König zur Einführung eines von ihm erdachten neuen indischen Baustiles zu überreden, der namentlich in Martins eigenem Wohnsitze Konstantia[WS 3] in einer fast sinnverwirrenden Weise Anwendung fand.
Laknau macht ganz den Eindruck, als ob es ein Versuchsfeld für kühne Architekten gewesen sei, und wirklich wurde es dazu durch ein Preisausschreiben
des Nawab-Wuzir Asuf-ud-Daulah[WS 4] gemacht, der seinen Namen durch Schaffung
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ WS: Martinière: vergleiche La Martiniere Lucknow (en)
- ↑ WS: Claude Martin: vergleiche Claude Martin (en), 1735-1800
- ↑ WS: Konstantia: Hauptgebäude der Martinière, eigentlich Constantia
- ↑ WS: Nawab-Wuzir Asuf-ud-Daulah: vergleiche Asaf-ud-Daula (en), regierte 1775-1797 (Trotz des Ranges Vize-Wesir war er nominell Herrscher von Audh)
Kurt Boeck: Durch Indien ins verschlossene Land Nepal. Ferdinand Hirt & Sohn, Leipzig 1903, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Durch_Indien_ins_verschlossene_Land_Nepal.pdf/221&oldid=- (Version vom 1.7.2018)