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in der Häuserflucht liegenden Baustelle ein Lager wandernder Büßer und Bettler zu finden, die dort eine Reihe lumpiger Zelte aufgeschlagen hatten, zwischen denen einige Büffel hin- und herliefen, um sich an dem Heu der Lagerstätten gütlich zu tun, ohne daß sich jemand darum kümmerte. Was für ein Aufsehen würde es machen, wenn es inmitten der Berliner Friedrichstraße einer Zigeunergesellschaft einfallen sollte, sich dort auf einem Bauplatz häuslich niederzulassen! Auch ist es keine Seltenheit in dieser wie in anderen Straßen neben den gewöhnlich mit zartem, blassen Rosa, Gelb oder Blau getünchten riesigen Wohnhäusern reicher Radschahs erbärmliche Hütten zu finden, deren Wände über und über mit Fladen von Kuhdünger bedeckt sind, der von den armen Hausbewohnern auf den Straßen zusammengefegt und an die Mauern angedrückt wurde, um dort an der Sonne zu trocknen und ein wohlfeiles Brennmaterial für den Küchenherd zu ergeben. Dieser Duft, der namentlich abends aus den Feuerstellen der schornsteinlosen offenen Hinduhäuser hervordringt und sich mit dem Qualm der Kokusöllampen und anderen starken Gerüchen nach beliebten Genußmitteln vermengt, unter denen Zwiebeln und Knoblauch sowie Senföl und unbestimmbare Tabaksorten eine Hauptrolle spielen, verleidet manchem Europäer sehr bald den Besuch der indischen Eingeborenenviertel.

Straße im Viertel der Eingeborenen in Kalkutta.

Die Steigerung des Bodenwertes drängt allerdings die Armen, deren Behausungen dieses für Kalkutta bezeichnende und sprichwörtlich gewordene Nebeneinandervorkommen von „Palast und Hütte“ hervorriefen, immer weiter

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Kurt Boeck: Durch Indien ins verschlossene Land Nepal. Ferdinand Hirt & Sohn, Leipzig 1903, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Durch_Indien_ins_verschlossene_Land_Nepal.pdf/251&oldid=- (Version vom 1.7.2018)