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Die vorhin erwähnte Denkmalssäule steht in Bhatgaon neben einem Glockenstuhle auf einem Platz, den ich für den eigenartigsten nicht allein in Nepal sondern in ganz Indien, wenn nicht gar Asien erklären möchte. Und doch kann man die Einzelheiten dieser Architekturen nicht als völlig selbständige bezeichnen, wenigstens versichern die Chinesen, daß das Vorbild der kostbaren, mit vortrefflich erhaltenen Reliefdarstellungen des Göttervogels Garuda und siebenköpfiger Schlangen umrahmten, am Anfange des achtzehnten Jahrhunderts errichteten goldenen Pforte, die sich links auf dem Bilde befindet und den Eingang zu dem dahinter sichtbaren Durbarpalaste bildet, bereits im vierzehnten Jahrhundert im Nankaupaß[WS 1] in China gestanden haben soll.

Durbar mit goldener Pforte und Standbild des Königs Bhupatindra Mullah in Bhatgaon;
dazwischen der Verfasser und eine Horde von Tibetern.

Von der ungeheuren Weitläufigkeit des Durbargebäudes, das nicht weniger als 99 Höfe umschließt, gibt der auf dem Bilde sichtbare Teil keine Vorstellung, wohl aber von dem reichen Schmucke mit Holzschnitzereien, die jeden Fenstersims zieren. Zu meinem Leidwesen ist diese Aufnahme notgedrungen etwas zu kurz „exponiert“,[WS 2] wie der schöne deutsche Photographenausdruck lautet; die Gruppe von Tibetern, die mich auf dem Bilde umgibt, war nämlich viel zu mißtrauisch gegen die für sie unverständlichen, beängstigenden

Maßregeln bei der Aufnahme, um für eine „Zeitaufnahme“ still zu halten, so

Anmerkungen (Wikisource)

  1. WS: Nankaupaß: vergleiche Juyongguan, zu dem auch Nankou (südliche Öffnung) gehört
  2. WS: zu kurz exponiert: vergleiche Unterbelichtung
Empfohlene Zitierweise:
Kurt Boeck: Durch Indien ins verschlossene Land Nepal. Ferdinand Hirt & Sohn, Leipzig 1903, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Durch_Indien_ins_verschlossene_Land_Nepal.pdf/351&oldid=- (Version vom 1.7.2018)