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Unfall beim Aufrichten des kolossalen Zierates eintreten sollte, was durchaus nicht unwahrscheinlich sei, die Menge unfehlbar nur mich dafür verantwortlich machen würde, und daß dies bei der Wildheit vieler Festteilnehmer unabsehbare Folgen haben könne; auch wurde mir bedeutet, daß das Ersteigen des Gerüstes keineswegs so leicht und ungefährlich sei, wie es den Anschein hätte.

Da half mir eine frühere Begegnung mit buddhistischen Lamas aus der Not. Um die besorgten Tempelherren zu beschwichtigen, verehrte ich ihrem Wortführer ein Kunstblatt aus meinem „Himalaja-Album“, worauf ich einen berühmten Lama, einen Gesandten des Dalai-Lama, inmitten anderer hoher buddhistischer Würdenträger in der Vorhalle des Buddhistentempels Pemiontschi in Sikhim abgebildet hatte, und erregte dadurch wohl ihren Ehrgeiz, dies denkwürdige Fest der Thi-Aufrichtung in einem meiner künftigen Werke der Nachwelt ebenfalls vor Augen geführt zu wissen. Der Aufstieg wurde mir gestattet, und nun erst sah ich mir meinen Weg zum Gipfel der Pagode etwas näher an.

Ein Abgesandter des Dalai-Lama
zwischen den Lamas des Buddhistenklosters zu Pemiontschi in Sikhim.

Trompeter, Musikanten und Sänger auf der Plattform des Gerüstes.

Für den barfuß gehenden Prinzen von Siam und für die Kletterfüße der birmanischen Zimmerleute, in deren braune Schenkel nach landesüblicher Weise blaue Muster eintätowiert waren, war es ein leichtes, die rundlichen Bambussprossen der schiefen Ebene mit den Zehen zu umklammern

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Kurt Boeck: Durch Indien ins verschlossene Land Nepal. Ferdinand Hirt & Sohn, Leipzig 1903, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Durch_Indien_ins_verschlossene_Land_Nepal.pdf/72&oldid=- (Version vom 10.12.2019)