Seite:Ehemaliger und gegenwärtiger Zustand des Gymnasiums in der hoch- und teutschmeisterischen Residenzstadt Mergentheim.pdf/10

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süße Unterhaltungen zu genießen. – Auch mögen sie ihre irrenden Zöglinge mit eben nicht gar väterlicher Sanftmuth zurecht gewiesen haben. Dieses schloß ich aus einem Vorfalle, den ich im Jahre 1784 mit Augen gesehen habe. Es war der Tag, an welchem unter die studirenden Jünglinge einige Belohnungen vertheilt wurden. Die Feyerlichkeit ward in dem gewöhnlichen Hörsaale begangen. Es waren Personen beyderley Geschlechts und von allen Ständen gegenwärtig. Da mußte dann unter andern ein Jüngling, dessen Physiognomie viel Edles verrieth, hervortreten, um die drey ersten Preise aus den vornehmsten Gegenständen zu empfangen. Weil derjenige, der ihm unmittelbar vorgetreten, mit großen Lobsprüchen überhäuft worden war, so erwartete ich wenigstens gleiche von diesem. Aber wie erstaunte ich, als ich ein Dutzend elende lyrische Verse ablesen hörte, worin der junge Mensch als ein Unchrist, Empörer, Schwelger und Verführer geschildert wurde, und das alles, weil er, wie mich ein Dominicaner versicherte, der wahrscheinlich mit seinen Ordensbrüdern nicht einverstanden war, welches mir sein öfteres Kopfschütteln während des Actus verrieth, ein paarmahl getanzet, und