Seite:Ehemaliger und gegenwärtiger Zustand des Gymnasiums in der hoch- und teutschmeisterischen Residenzstadt Mergentheim.pdf/12

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Salve,[1] nebst diesem monatlich einmahl in eine besondere Versammlung, wo eine lateinische Predigt gehalten, ein Rosenkranz recitirt, und einige Lieder in lateinischer Sprache gesungen wurden. Auch an den Ordensfesten mußten sie Antheil nehmen, mit ihrer Standarte monatlich zweymahl die Bruderschaftsprocessionen begleiten, und sich in die Rosenkranz- und Thomasgürtel-Brüderschaft einschreiben lassen.

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 Ich kann mich hier nicht enthalten, einige allgemeine Anmerkungen über das zu häufige Kirchensitzen der studirenden Jugend zu machen. Weit entfernt, der Irreligion das Wort zu sprechen, halte ich vielmehr dafür, daß man besonders die Studenten frühzeitig zur stäten Religionsübung anhalten müsse. Denn was ist der Staatsmann, der Richter, der Beamte, der Geschäfftsmann, ohne Religion? Allein, ob das oben erzählte Herkommen den Geist der wahren Andacht befördere, zweifle ich, weil Studenten in Rücksicht der ernsten Religionsübung fast einerley Verhältniß mit den Soldaten haben,


  1. Aus einem Schreiben vom 11 Aug. d. J. habe ich die angenehme Versicherung, daß seit der jüngst abgewichenen Fasten die Studenten an den Vorabenden nicht mehr in das Salve müssen. Vielleicht wird noch mehr hierin abgeändert.