Seite:Ehemaliger und gegenwärtiger Zustand des Gymnasiums in der hoch- und teutschmeisterischen Residenzstadt Mergentheim.pdf/18

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b. In den fünf untern Classen:

.

 Über das Christenthum wird in der ersten Schule der kleine Wirzburgische,[1] in


  1. Dieß Buch hat ausserordentliche Unrichtigkeiten, und ist unserm Zeitalter nicht mehr angemessen. So heißt es z. B. Fr. 7. §. I. „Woran erkennt man einen katholischen Christen? A. Am Zeichen des heil. Kreuzes.“ Daraus folgt, daß alle, die dieses Zeichen nicht machen, keine Katholiken sind. Sind es aber diejenigen Protestanten, die sich desselben bedienen? Fr. 18. §. II. „Ist der Glaube eine Wirkung des Willens oder des Verstandes? A. Des Verstandes;“ und dieß wird aus Hebr. 11,3 „durch den Glauben verstehen wir“ bewiesen. Hier sagt Paulus offenbar etwas anders, als der Schriftsteller, der die Ursache für Wirkung nimmt. Fr. 66. §. V. „Ist denn die Gottheit auch dazumahl, (als Christus in der Vorhölle war) von der Seele oder dem Leibe Christi abgesondert gewesen! A. Nein, sie blieb beyden vereiniget etc.“ Fr. 93. §. VI. „Warum ist sie (die katholische Kirche) allgemein? A. Weil ihre Lehre zu allen Zeiten und in der ganzen Welt ist geprediget worden, und annoch geprediget wird.“ Diese Behauptung wird aus Röm 1,8. erwiesen. Allein, wer kennt den seinen Weltmann nicht! Paulus, der die Römischen Gläubigen wegen grober Verbrechen hernehmen wollte, mußte vorher ihrer Eigenliebe schmeicheln, er wollte daher nichts anders sagen, als: allenthalben sagt man, daß es auch zu Rom Christen gebe. – Was denken aber die Kinder wohl, wenn sie ein andermahl hören, daß selbst in dem kleinen Europa so viele Länder nicht katholisch sind? Und was kann überhaupt der Religionslehrer über diese scholastischen Fragen reden? Soll er seine Ehre compromittiren, oder seine Zuhörern Unwahrheiten sagen? Könnte man denn nicht auch in dieser Schule den Constanzer Katechismus einführen, oder einen bessern verfertigen? Doch ich bin ja kein Theologe!