Seite:Ehemaliger und gegenwärtiger Zustand des Gymnasiums in der hoch- und teutschmeisterischen Residenzstadt Mergentheim.pdf/6

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sey berichtiget worden; nein! das ganze Verdienst dieser Männer bestand in der Kunst, sich von ihren Zöglingen die Aufgaben von Wort zu Wort auswendig hersagen zu lassen. Die lateinische Sprache, der bey den Katholiken noch vor kurzem einzige Schlüssel zu den Wissenschaften, wurde zwar noch etwas besser betrieben, aber man kannte wenige Classiker, und von Übersetzungen aus dem Latein in die Muttersprache urtheilte man, wie von einem Unding. Da hörte man, ausser der Geschichte der Römischen Hierarchie, nichts oder wenig von Erdbeschreibung, Natur- und Völkerkunde, Rechenkunst und andern Vorbereitungswissenschaften zur Philosophie, und aus eignem Antriebe Teutsche Bücher zu lesen, oder sich aus einem Kleist, Gellert, Hagedorn, Klopstock mit der vaterländischen Dichtkunst bekannt zu machen, ward den Jünglingen zum Verbrechen gemacht, „weil man durch solche Schriften das Herz weichlich und den Kopf der Ketzerey empfänglich machte.“ An die Griechische oder Hebräische Sprache war gar nicht zu denken, weil selbst die Dominicaner fremde Bürger in diesen Ländern waren. Und wie konnte man etwas anders von ihnen erwarten, da sie vor dem Antritte