Seite:Eichhorn Einsegnungsunterricht 1917 023.png

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Gegen Schluß des ersten Jahrhunderts der christlichen Kirche tritt uns eine neue Erscheinung entgegen, die noch unter den Augen Johannes, des letzten der Apostel, sich vollzog. Das war die Einrichtung des Bischofsamtes. Bis dahin waren in der Gemeinde mehrere Aelteste oder Bischöfe völlig gleichgeordnet, nun trat einer an die Spitze, der von Johannes „der Engel der Gemeinde“ genannt wird. Die Kirche wurde zur Bischofskirche; in die Hand der Bischöfe war die ganze Sorge für den Zusammenhalt der Kirche, der Gemeinden gelegt; sie vertraten die Kirche. Als Kaiser Konstantin die erste Kirchenversammlung nach Nicäa berief, waren es die Bischöfe, durch welche die einzelnen Gemeinden vertreten waren. Wir dürfen sagen, daß unter den Bischöfen jener Zeit Männer waren, die würdige Vertreter der Kirche Christi auf Erden genannt werden können. Denken wir an Polykarp den Märtyrer, Bischof von Smyrna, den Schüler des Apostels Johannes, der ihn selbst noch in sein Bischoffsamt eingesetzt hatte † 155. Vor ihm schon Ignatius, Bischof von Antiochien, der im Kolosseum zu Rom vor den Augen des Kaisers Trajan den Löwen vorgeworfen worden ist im Jahr 115. Dann weiter Cyprian, Bischof in Karthago, als Märtyrer † 258. In Rom war es so, daß unter den wütenden Verfolgungen der Kaiser Decius und Valerian ein Bischof nach dem andern den Märtyrertod erlitt; aber immer wieder fand sich ein mutiger Mann, der die gefährdete und doch so wichtige Stelle einnahm. Wir denken sodann an die drei Kappadozier Gregor von Nazianz, Basilius der Große und Gregor von Nyssa. Das sind würdige Vertreter des bischöflichen Amtes gewesen. Man nennt diese Periode der Kirche auch die altkatholische Kirche in dem Sinn, daß die Kirche damals eine wahrhaft katholische, d. i. allgemeine und zugleich eine einheitlich freie, durch sich selbst gestaltete gewesen ist. Doch zeigt auch diese schöne Entwicklung schon einen Keim des Irrtums. Der vorhin genannte Bischof Cyprian, der die schöne Schrift über die Einheit der Kirche geschrieben hat, behauptet doch schon, die Bischöfe sein Nachfolger der Apostel und nimmt für dieselben eine höhere Würde über die Gemeinde in Anspruch. Da hat ein wenig Sauerteig schädigend gewirkt, denn dadurch war ein falscher gesetzlicher Zug in die Gemeinde hereingekommen. Es war darum die Möglichkeit gegeben, daß diese falsche Richtung einen Schritt weiter führte auf falscher Bahn.

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Wir sprachen schon heute Vormittag von dem Jahre 312, das einen Umschlag in der Weltgeschichte bedeutet, wie ein solcher nie wieder da gewesen ist, insofern in diesem Jahre Konstantin als Bewerber um den römischen Kaiserthron sich auf Seite der Christen stellte, die bis dahin unter dem bisherigen Kaiser Diokletian schwer verfolgt worden waren, nicht in innerer Bekehrung, sondern weil er erkannte, daß dem Christentum die Zukunft gehöre. Das Jahr