Seite:Eichhorn Einsegnungsunterricht 1917 025.png

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oströmische mit der Hauptstadt Konstantinopel. Das oströmische Reich bestand lange fort bis 1453, da erst wurde Konstantinopel von den Türken erobert und seitdem blinkt der Halbmond auf der Sophienkirche, welche Christo, als der göttlichen Weisheit gewidmet worden war. Anders ging es im weströmischen Reich. Im Jahre 476 schon wurde demselben durch den deutschen Heerkönig Odoaker ein Ende gemacht und es zerfiel in eine Menge selbständiger daraus hervorgehender Reiche. So hatte Roms äußere Weltherrschaft aufgehört. Umsomehr konnte der römische Bischof sein Ansehen geltend machen. Man kann sagen, die bisher auf weltlichem Boden geübte Herrschaft suchte Rom auf geistlichem Gebiet zu erringen. So kam es, daß der römische Bischof mehr und mehr als Haupt der abendländischen Kirche sich gerieren konnte, wenn er auch von der morgenländischen Christenheit nie anerkannt wurde. So stiegen die Ansprüche des Papstes immer höher. Erst beanspruchte er der Nachfolger des Petrus zu sein, obwohl es nicht völlig sicher ist, ob derselbe überhaupt in Rom gewesen ist; dann Oberhaupt der ganzen Kirche, Stellvertreter Christi und schließlich der Unfehlbare, höher als die Kaiser und Könige. Das Emporkommen des Papsttums kann man am besten kennzeichnen in einigen Vertretern. Als erster ist zu nennen Leo der Große, der von 440-461 die Würde des Bischofs von Rom inne hatte, ein gewiß gewaltiger Mann, dem es gelang, den Weltstürmer Attila von der Hauptstadt[WS 1] Rom ferne zu halten durch seine Ueberredungsgabe und die Macht seiner Persönlichkeit. Ihn kann man den ersten Papst nennen, weil er zuerst die Schriftstelle: Matth. 16 „Du bist Petrus und auf diesen Felsen will ich bauen meine Gemeinde“ auf den römischen Stuhl, auf den Bischof von Rom bezogen hat. Ich brauche nicht beizufügen, völlig fälschlich, da der Herr nicht mit einer Silbe von einen Nachfolger des Petrus spricht und ihm selbst gar kein Vorrecht vor den andern Aposteln gab, sondern ihm nur sagte, was allen galt, weil er im Namen aller sein gutes Bekenntnis abgelegt hatte. Um das Jahr 600 regierte Papst Gregor der Große, gleichfalls ein um die Kirche vielfach hochverdienter Mann. Mit ihm beginnt der Einfluß des Papsttums auf die deutschen Völker. Er begann die Mission in England; von wo aus bekanntlich Deutschland zum römischen Christentum geführt worden ist. Im Jahr 800 unter Leo III. ist der Bund des Papsttums mit dem Kaisertum geschlossen worden; nach einer zwischen den beiden Männern vorher getroffenen Abmachung krönte am Weihnachtsfest des genannten Jahres Leo III. Karl den Großen, den deutschen König, in Rom zum römischen Kaiser. Durch diese Tat gewann das Papsttum mehr als das Kaisertum, nämlich den Glanz und das Ansehen, auch über die Kaiserwürde verfügen zu können. Gregor VII. 1073–1085 bezeichnet den Beginn scharfer Kämpfe zwischen dem Papst

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Haupstadt