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Walther Kabel: Ein Jenseits auf Erden (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 11)

den drei Verfolgten so vollständig zu verbergen, daß diese keine Ahnung von der Anwesenheit des englischen Reitertrupps in ihrem Rücken hatten. Als man jetzt der Felsengruppe ganz nahe gekommen war, hielt Sir Hislington es für angebracht, die Entfernung zwischen den drei Männern und seiner kleinen Schar zu verringern, damit jene ihm in den wildzerklüfteten Bergen nicht noch im letzten Augenblick entkämen. Die Brahmanen, die sich völlig sicher wähnten, umwanderten den Gebirgsstock, indem sie sich stets dicht an den letzten Höhenausläufern hielten, und bogen erst nach mehrstündigem Marsch in eine Schlucht ein, die scheinbar keinen zweiten Ausgang hatte. In dieser Schlucht lagerten sie und verbrachten die erste Hälfte der Nacht an einem helllodernden Feuer, das offenbar als Signal angezündet worden war.

Der Resident hatte sich, bewaffnet mit einem guten Nachtglase, mit einem seiner Leute dicht herangeschlichen und konnte ihr Tun und Treiben genau beobachten. Gegen Mitternacht tauchten aus dem hinteren Teile der Schlucht zwei Gestalten auf, die sich zu den drei Brahmanen gesellten und sehr bald unter Mitnahme des aus dem Starrkrampfe wieder Erwachten nach dorthin verschwanden, woher sie gekommen waren. Sir Hislington ließ noch eine Viertelstunde verstreichen und bemächtigte sich dann der beiden in der Schlucht zurückgebliebenen Brahmanen, was ohne viel Lärm geschah. Hierauf begann beim Lichte des inzwischen aufgegangenen Mondes möglichst geräuschlos die Verfolgung der drei anderen.

Nach längerem Suchen entdeckte man einen Pfad, der sich um einen Bergrücken in die Höhe wand. Doch schon nach kurzer Zeit endete er auf einem Geröllfelde. Man mußte daher die weitere Suche bis zum Morgen verschieben. Als es genügend hell geworden war, suchte man nach etwaigen Spuren, die auch wirklich trotz des steinigen Bodens gefunden wurden. Der Weg führte drei Stunden lang immer weiter in das Innere des Gebirgsmassivs hinein und endete am Rande eines schroffen Abgrundes, von wo aus man in einen fast kreisrunden Talkessel von etwa einem Kilometer Durchmesser hinabblickte. Die glatten Felswände dieses Kessels waren durchschnittlich vierzig

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Walther Kabel: Ein Jenseits auf Erden (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 11). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1912, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_Jenseits_auf_Erden.pdf/5&oldid=- (Version vom 31.7.2018)