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vorüber, zumeist auf der Fahrt von oder nach Ägyp[ten. Aus dem deutschen Vater]lande[1] kam jedoch keines. –

Dieses friedliche Zigeunerdasein, wie der Leutnant es nannte, sollte dann jedoch mit einem Schlage eine böse Unterbrechung erfahren.

Es war am 17. Januar 1917, – Hendrich strich in seinem Taschenkalender jeden verflossenen Tag abends aus, um mit der Zeitrechnung nicht in Unstimmigkeiten zu kommen –, als die beiden Gefährten im warmen Sonnenschein vormittags am Ufer des Binnensees saßen und angelten. Wie immer hatten sie sich auch heute am frühen Morgen davon überzeugt, daß kein Schiff in der Nähe sei.

Die Fische zeigten wenig Beißlust. Bevor Fritz Blümke als erster einen stattlichen Burschen am Haken hatte, verging eine Stunde. Dann wurde es mit dem Fang besser. Der aus einem Stückchen Weidenholz bestehende Schwimmer von Hendrichs Angel schoß nun schon zum drittenmal in die Tiefe und versprach neue Beute. Bevor der Leutnant aber den an der Schnur kräftig ziehenden Fisch aufs Trockene befördern konnte, erklang hinter den beiden Anglern eine laute Stimme, die ihnen auf englisch zurief:

„Sie sind meine Gefangenen! Ich warne Sie vor jeder Gegenwehr …!“

Hendrich und der Knabe schnellten herum und sahen sich drei englischen Seeleuten gegenüber, die ihre Gewehre schußfertig im Arm hielten.

Einer von den Engländern, der die Abzeichen eines Oberbootsmannsmaates trug, ein breitschultriger, roh aussehender Mensch, kam jetzt auf den deutschen Offizier zu, blieb dicht vor ihm stehen, schaute ihm hohngrinsend ins Gesicht und sagte:

„Liefern Sie Ihre Waffen aus! – Ein wenig eilig – verstanden?! Mit Ihnen wird nicht viel Federlesens gemacht, darauf können Sie sich verlassen!“

Als Hendrich erklärte, daß er sich als Offizier diesen Ton verbitte und hinzufügte, weder er noch sein Gefährte besäßen außer ihren Taschenmessern irgend welche Waffen, fuhr ihn der Engländer grob an.

„So eine Frechheit ist noch gar nicht dagewesen!! Euch


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Empfohlene Zitierweise:
W. Belka: Ein Luftschifferabenteuer. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_Luftschifferabenteuer.pdf/20&oldid=- (Version vom 31.7.2018)