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Taschenmesser aus, ebenso das nötige Material, damit sie sich Angeln anfertigen konnten.


Das Bewußtsein, drei Leute jetzt zu Nachbarn zu haben, denen man trotz des Schwures nicht trauen durfte und die wahrscheinlich nur deswegen die Friedfertigen spielten, weil sie die Schußwaffen im Besitz der Deutschen wußten, lastete wie ein schwerer Druck auf der Stimmung der beiden Gefährten.

Gegen Mittag waren die Gefangenen freigelassen worden, und bereits einige Stunden später merkten Hendrich und der Knabe, daß ein stetes Gefühl der Unsicherheit die Folge ihrer halb großmütigen, halb durch die Verhältnisse erzwungenen Handlungsweise war.

Dann kam die Nacht. Aus den noch vorhandenen Seilen des Ballonkorbes und Treibholz hatten die beiden Robinsons schon am Nachmittag für die Fenster- und die Türöffnung ihrer Grotte Verschlüsse hergestellt, die ein geräuschloses Eindringen unmöglich machen sollten und die es ihnen gestatteten, nachts wenigstens einigermaßen ruhig zu schlafen.

Es ereignete sich denn auch nichts Besonderes. Am Morgen, bevor sie aus der Grotte hinaustraten, berieten sie, ob es nicht sicherer sei, einen zweiten Weg zum Verlassen der schmalen Felsterrasse zu schaffen. Diese lag etwa in halber Höhe einer vierzehn Meter hohen, ziemlich steilen Wand. Bisher waren die Gefährten stets nach oben geklettert, ein sehr mühseliges Unternehmen, da nur kleine Risse und Vorsprünge Händen und Füßen Halt boten. Nun schlug Fritz vor, man solle die Gurte zusammenbinden, um an diesem Seil von der Terrasse auf gangbaren Boden gelangen zu können. Dies wäre bequemer und ungefährlicher. Hätte sich dann einer von ihnen erst überzeugt, daß die Engländer nicht etwas auf der Höhe der Felswand auf der Lauer lägen, so könnte der Strick wieder eingezogen werden.

Hendrich fand diesen Gedanken sehr gut. Auch er hatte schon die Möglichkeit erwogen, daß die drei unzuverlässigen Nachbarn in der Dunkelheit sich oben auf die Felswand schleichen und am Morgen dann die einzeln

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W. Belka: Ein Luftschifferabenteuer. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_Luftschifferabenteuer.pdf/28&oldid=- (Version vom 31.7.2018)