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Stunde hatte die Sonne mit ihren ersten Strahlen den neuen Tag begrüßt, und schon kletterte die Riesenwurst zum Himmel empor, bald weithin sichtbar, so daß in dem Schützengräben vorn ein biederer Pommer mit Recht zu einem Kameraden sagte: „Du, Franz, die Wurschtmaxes sind heut‘ wieder früh munter. Da kriecht schon son Ding hoch …! Und dicht an unsere Stellung herangewagt haben sie sich …!! Wenn die Sache man gut abläuft. Die Herren drüben werden bald mit ihrer Artillerie nach dem Ballon zu spucken beginnen, paß nur auf!“

Bald hatte die Riesenwurst, in deren Korb Leutnant Hendrich und Fritz Blümke sich befanden, eine Höhe von 100 Meter erreicht. Der Offizier rief jetzt durch den Fernsprecher hinunter, daß dies genüge. Sofort wurde die Kabelwinde abgestellt, und leicht hin und her pendelnd hing nun der Ballon am klaren Himmel.

Fritz hatte nur einen Blick rundum geworfen, als er auch schon begeistert jubelte:

„Herr Leutnant, nein, ist das schön hier oben!! So herrlich habe ich mir das Panorama doch nicht vorgestellt …! Da rechts, das muß die Donau sein … Natürlich ist sie‘s! Und dort drüben die Stadt mit den stumpfen Kirchtürmen … Ob das Braila ist, auf das unsere Armee es jetzt zunächst abgesehen hat …?!“

Der Offizier antwortete nur mit einem kurzen Kopfnicken. Donau und Braila waren ihm jetzt gleichgültig. Soeben hatte er durch das Glas eine feindliche Batterie entdeckt, die hinter einem Wäldchen aufgefahren war. Und weiter rechts bemerkte er nun auch eine anmarschierende Kolonne, – Infanterie, mindestens ein Regiment.

Sofort meldete er das Beobachtete durch das Telephon weiter, und keine drei Minuten später blitzte es auch bereits in den nächsten deutschen Artilleriestellungen auf. Hendrich gab gut acht, wo die erste Salve saß. Man hatte die Kolonne unter Feuer genommen. Aber die Einschläge der Granaten lagen weit hinter der dunklen Menschenschlange, die sich eben durch ein Tal hindurchwand.

Wieder benutzte der Leutnant das Telephon, das jetzt direkt mit der feuernden Batterie verbunden worden war.

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W. Belka: Ein Luftschifferabenteuer. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_Luftschifferabenteuer.pdf/3&oldid=- (Version vom 31.7.2018)