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ihn gefangen zu nehmen. Gewiß – er hatte die Pistole des Maates bei sich. Aber was nützte ihm die gegenüber drei modernen Gewehren …!

Eine ganze Weile lag er regungslos in seinem Versteck und beobachtete die beiden Matrosen. Diese hatten offenbar nicht gesehen, wohin er sich gewandt hatte. Das war immerhin ein kleiner Trost. Jedenfalls kam es jetzt zunächst für ihn darauf an, sich bis zur Nacht irgendwo zu verbergen. Daran, sich freiwillig zu ergeben, dachte er auch nicht einen Augenblick.

Im Westen der Inselgruppe, von dieser durch die Riffe und einen breiten Wasserstreifen getrennt, lagen nun ein paar kahle Klippen, die, sich bis zu drei Meter Höhe auftürmend und ein Gewirr von Felsblöcken bildend, von zahlreichen Möwen bewohnt wurden. Die beiden Deutschen waren schon einige Male dorthin geschwommen, um auch hier noch Treibholz zu suchen.

Diese Klippen schienen Hendrich als Schlupfwinkel am geeignetsten. Erreichte er sie unbemerkt, so war er dort vorläufig sicher.

Da nun die Gefahr bestand, daß die Matrosen ihn beim Durchqueren des Wasserarmes erspähten, löste er von einem Felsen ein großes Stück Moos ab und legte sich dieses über Kopf und Schultern. Und tatsächlich glückte es ihm auf diese Weise, möglichst langsam schwimmend, an die Klippen zu gelangen. Freilich, hätten die Engländer das wütende Geschrei der jetzt die Klippen umkreisenden, aufgescheuchten Vögel beobachtet, so wären sie wohl auf die Vermutung gekommen, daß der deutsche Offizier dort Zuflucht gesucht habe.

Hendrich verzehrte zunächst einige Eier, da er starken Hunger verspürte. Dann breitete er auf der Seeseite der winzigen Felsgruppe, wo er von den Eilanden aus nicht gesehen werden konnte, seine Kleider in der Sonne zum Trocknen aus und reinigte die Pistole recht sorgfältig. Hin und wieder schaute er auch nach den Inseln hinüber. Am Nachmittag bemerkte er, daß die Engländer die Eilande nach ihm durchsuchten. Dann ging die Sonne unter, und die Dämmerung kam mit grauen Schatten über die See gekrochen. Inzwischen hatte der Leutnant Zeit genug

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W. Belka: Ein Luftschifferabenteuer. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_Luftschifferabenteuer.pdf/31&oldid=- (Version vom 31.7.2018)