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und versagen den Dienst. Die Gelenke schmerzten bei jeder Bewegung.

Als er dann endlich aufrecht stand und, sich mit beiden Händen krampfhaft am Rande des Ballonkorbes festhaltend, hinab in die Tiefe blickte, durchzuckte ihn ein jäher Schreck.

Dort unten nichts als Wasser, nichts als weiße Wogenkämme, eine endlose, im Sonnenlicht glitzernde Fläche, so ausgedehnt, daß es sich nicht um das Schwarze Meer handeln konnte, an das Hendrich zuerst gedacht hatte.

Also das Mittelländische Meer war‘s … Und dafür sprach ja auch die milde, warme Luft, die der junge Offizier nach den rauhen Wintertagen in den Morästen Rumäniens doppelt angenehm empfand.

Langsam klärten sich jetzt seine Gedanken. Dort zur Rechten bemerkte er in weiter Ferne Land, – eine Insel mit hohen, schneebedeckten Gebirgen. Vermutlich Zypern, sagte er sich.

Und weiter wanderte sein Blick am Horizont entlang. Der Ballon trieb nach Süden in vielleicht 200 Meter Höhe, sank aber merklich schnell. Er mußte irgendwo undicht geworden sein. Hinter der grauen Riesenwurst aber pflügte ein schlanker, schwarzer Dampfer mit zwei schrägstehenden Schornsteinen durch die See. Der schien für den entwichenen Fesselballon, an dem die aufgenähten dunklen Kreuze mit der weißen Einfassung seine Zugehörigkeit zur deutschen Kriegsmacht sicher auf weite Entfernung verrieten, das lebhafteste Interesse zu haben.

Der Leutnant stellte sein Fernglas ein. – Ah – ein Torpedozerstörer, ganz moderner Typ mit hohen Deckaufbauten, war‘s. Also ohne Zweifel ein feindlicher. Hier im Mittelmeer gab‘s ja nur hier und da deutsche oder österreichische Unterseeboote.

Hendrich murmelte eine Verwünschung vor sich hin.

„Sollten wir jetzt noch der Bande in die Hände fallen, – das darf nicht sein! Noch haben wir Gas genug, um uns einige Stunden weiter in der Luft halten zu können!“

Er schaute voraus in die Fahrtrichtung. Dort nach Süden zu lagerten leichte Dunstschleier über dem Meere. Trotzdem erkannte er die drei kleinen Eilande mit ihren

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W. Belka: Ein Luftschifferabenteuer. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_Luftschifferabenteuer.pdf/8&oldid=- (Version vom 31.7.2018)