Seite:Ein Luftschifferabenteuer.pdf/9

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

unregelmäßigen Riffreihen, die sie wie Fühler in die See vorstreckten.

Wie schnell der Ballon nur sank …! Achtzig Meter Höhe hatte man nur noch. Und unaufhaltsam ging es tiefer abwärts. Dabei war der Zerstörer keine dreitausend Meter zurück und jagte mit bedrohlicher Geschwindigkeit näher heran.

Wieder maß Hendrich mit den Augen die Entfernung bis zu den drei kleinen Inseln. – Wenn man den Korb und alle entbehrlichen Sachen nicht opferte, würde der Ballon die Eilande niemals erreichen, wo man sich vielleicht verbergen und so zunächst einer Gefangennahme entgehen konnte. Und keinen Augenblick durfte man zögern, sollte nicht alles umsonst sein …

Hendrich weckte den Knaben, der schlaftrunken hochfuhr, dann aber sofort begriff, worum es sich handelte. Im Nu waren die Gurte bis auf zwei durchschnitten. Vier andere wurden zu zwei Schlingen zusammengeknüpft, in denen die beiden Gefährten im Reitsitz saßen. Nun wurde der Ballonkorb völlig losgetrennt und schoß in die Tiefe hinab.

Gleichzeitig schnellte auch das graue Ungetüm mir einem wilden Satz aufwärts, wobei offenbar ein plötzlich entstandener Luftwirbel noch mithalf. – Der Leutnant blickte auf den Höhenmesser: 400 Meter – 450 … 650!! – Mehr zeigte das Instrument nicht an; im Gegenteil, gleich darauf waren‘s nur noch 600 Meter. Der Ballon sank also bereits wieder.

Immerhin segelte man jetzt durch eine tiefhängende Wolke hindurch, die einsam am klaren blauen Himmel mit dem Winde trieb und dem Zerstörer den grauen, seidenen Schlauch unsichtbar machte. – Abermals schätzte der Offizier die Entfernung zu den drei Inselchen, verglich damit die Schnelligkeit der Abwärtsbewegung und gelangte so zu dem Ergebnis, daß der Ballon kurz vor dem nördlichsten der Eilande ins Meere fallen würde. Dann aber war man verloren, dann wurde der Zerstörer sie einfach herausfischen und womöglich noch die wertvolle Hülle bergen. – Nie und nimmer durfte das geschehen!

Kaum drei Minuten später schwebte der Ballon nur

Empfohlene Zitierweise:
W. Belka: Ein Luftschifferabenteuer. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_Luftschifferabenteuer.pdf/9&oldid=- (Version vom 3.12.2019)