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Walther Kabel: Ein Wiederfinden (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 9)

Ein Wiederfinden.
Erzählung von Walter Kabel.

Mit Bildern von A. Wald.[ws 1]

(Nachdruck verboten.)

Durch die südwestafrikanische Steppe zieht im brennendsten Sonnenglast ein einsamer Reiter dahin, vorbei an mannshohen, endlosen Dornenfeldern, deren ausgedörrtes, fahles Gelb sich in der Ferne mit der Farbe des unergründlichen Sandes vermischt, vorbei an den bleichenden Knochen von Tieren und grinsenden Menschenschädeln, vorbei an halbverhungerten Schakalen, die in ihm eine baldige leichte Beute wittern.

Mit geschlossenen Augen hängt der Offizier auf dem abgetriebenen Braunen, der mit seinen kraftlosen Hufen eine breite Spur hinter sich läßt. Immer tiefer sinkt dem Reiter der grüne, zerfetzte Schlapphut in das bleiche, von einem wirren blonden Vollbart umrahmte Gesicht. Der todesmatte Mann merkt es nicht. Er merkt es nicht, daß die Schulterwunde wieder zu bluten beginnt, daß von dem kunstlosen Verbande das Blut den Ärmel entlang sickert und in langsamen Tropfen auf den dürren Boden fällt.

Längst hat Horst Dittmers jene Gleichgültigkeit gepackt, die schließlich nur einen Wunsch kennt: Ruhe zu finden in schnellem Tode und damit das Ende aller Qual. Aber noch stolpert das elende Roß weiter, vielleicht vorwärtsgetrieben von jenem feinen Instinkt,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Da die biographischen Daten von Adolf Wald nicht ermittelt werden konnten, wurden die Bilder entfernt.
Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Ein Wiederfinden (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 9). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1910, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_Wiederfinden.pdf/2&oldid=- (Version vom 31.7.2018)