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Walther Kabel: Ein berüchtigtes Duell. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1912, Bd. 12, S. 206–212

sich jetzt auch wieder jener noch immer nicht aufgeklärten Flucht der drei Banditen, die seinerzeit den Herzog von Treveso nachts überfallen hatten, und denen der König wahrscheinlich ebenfalls bei ihrem Entkommen behilflich gewesen war.

Diese allgemeine Empörung über die Willkür des Monarchen nahm bald so ernste Formen an, daß die Minister bei Ludwig vorstellig wurden und ihm im eigenen Interesse dringend rieten, der Gerechtigkeit freien Lauf zu lassen. So kam es, daß der Baron abermals gefänglich eingezogen wurde.

Zunächst versuchte er alles abzuleugnen. Dann aber legte er ein umfassendes Geständnis ab. Danach war die ganze Duellkomödie von dem Baron und seinen beiden Sekundanten bis ins einzelne vorher genau vorbereitet worden. Ein gewisser Dastorel, ein Soldat der königlichen Leibgarde, bekannt als vorzüglicher Gewehrschütze, wurde in jenem Gebüsch versteckt, neben dem man dem Herzog seinen Standort anwies. Die Sekundanten des Italieners aber, die dem Brauche gemäß in der Nähe des Gegners, des Barons also, Aufstellung nehmen und diesen beobachten mußten, konnten nur hinter zwei ziemlich weit entfernten Eichen Posto fassen, von wo sie in der nebeligen Morgenluft die Vorgänge auf der anderen Seite des Kampfplatzes nicht genau zu überschauen vermochten. Das Kommando zum Feuern gab einer der Sekundanten Longrevilles ab, die wieder umgekehrt in der Nähe des Herzogs in Deckung standen. Auf das verabredete Zeichen feuerten nicht nur die beiden Gegner ihre Pistolen, sondern gleichzeitig auch der in dem Gebüsch versteckte Dastorel seine Flinte ab, und das Echo der drei nur um Bruchteile von Sekunden aufeinander folgenden Schüsse vermischte sich in der Waldlichtung derart, daß die Sekundanten des Herzogs keinerlei Argwohn schöpften.

Als diese Vorgänge zu Protokoll gebracht waren, wurde der Baron weiter gefragt, ob er sich auch schuldig bekenne, damals jenen Überfall auf den Herzog ins Werk gesetzt zu haben. Aus Furcht vor der Folter gab Longreville dies ohne Zögern zu. Er trug schon wieder ein sehr freches Benehmen zur Schau, sicherlich in der Hoffnung, der König würde seine Hinrichtung nicht zulassen, da er dessen Mitwisserschaft bei diesen Schandtaten

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Walther Kabel: Ein berüchtigtes Duell. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1912, Bd. 12, S. 206–212. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1912, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_ber%C3%BCchtigtes_Duell.pdf/7&oldid=- (Version vom 31.7.2018)