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Walther Kabel: Ein berühmter Spionagefall. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1912, Bd. 7, S. 203–208

die fernere Entwicklung des Panzerschiffbaues so wichtigen Experiments verschaffen würden, und traf danach seine Vorsichtsmaßregeln. Am 2. Oktober 1858 dampfte der „Triton“ nach der Westküste der Insel Wight, wo die Beschießung durch mehrere englische Fregatten stattfinden sollte.

Die Nacht vom 3. zum 4. Oktober war äußerst stürmisch, dunkel und regnerisch. Der inmitten der Fregatten vor Anker liegende, infolge seiner schweren Panzerung unter dem Anprall der Wogen gefährlich schlingernde „Triton“ wurde auf Befehl des Geschwaderchefs gegen zehn Uhr abends von der Besatzung geräumt, da man seinen plötzlichen Untergang befürchtete. Am Vormittag des 4. Oktober klarte das Wetter jedoch so weit wieder auf, daß das Probeschießen abgehalten werden konnte.

Bevor der leitende Admiral jedoch den Befehl zum Beginn des Feuers auf das fünf Seemeilen vom Strande verankerte Versuchschiff gab, spielte sich noch ein zunächst wenig beachteter Zwischenfall ab. In der Nähe des vor der Insel liegenden Geschwaders hatte schon am Abend des 3. Oktober eine unter französischer Flagge segelnde Dampfjacht „L’Esperance“ gekreuzt, die jetzt, wo die Beschießung ihren Anfang nehmen sollte, sich der Linie der englischen Fregatten immer mehr näherte. Die argwöhnischen Engländer schickten daher ein Boot zu der Jacht hinüber und ließen den Besitzer, der sich als Kaufmann Charlatier aus Rouen legitimierte, auffordern, einen anderen Kurs einzuschlagen, da man für einen durch verirrte Geschosse angerichteten Schaden nicht aufkommen würde. Daraufhin entfernte sich die Vergnügungsjacht auch wirklich so weit, daß man von ihr aus selbst mit den besten Fernrohren die Wirkung des Feuers auf den „Triton“ nicht hätte beobachten können.

Erst jetzt begann man mit der Beschießung des gepanzerten Versuchschiffes. Im ganzen gaben die den „Triton“ in Kiellinie in verschiedener Entfernung passierenden Fregatten hundert Schüsse ab. Des öfteren wurde mit dem Feuer innegehalten, um das Versuchschiff zu besichtigen und genaue Aufzeichnungen über die vorgefundenen Zerstörungen zu machen. Erst bei Dunkelwerden war das Schießen beendet. Am nächsten

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Walther Kabel: Ein berühmter Spionagefall. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1912, Bd. 7, S. 203–208. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1912, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_ber%C3%BChmter_Spionagefall.pdf/3&oldid=- (Version vom 31.7.2018)