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Ich blieb stehen. „Er verbirgt jemanden, – das ist freilich nur beschränkt richtig“, erwiderte ich zerstreut.

Meine ganze Aufmerksamkeit galt jetzt einem Schleppkahn, der, vollkommen wrack, an einer sumpfigen einsamen Uferstelle lag.

Keine Laufplanke führte vom Bollwerk an Land, nichts deutete darauf hin, daß sich drüben ein lebendes Wesen auf dem kläglichen, verrotteten Fahrzeug befände.

Und doch stieß mir etwas auf: Der kleine Schornstein der Heckkajüte, freilich nur ein Blechrohr, war – neu!

Sheffield, der gemächlich an seiner Zigarre sog, pfiff leise durch die Zähne. „Hm, – ich werde ein Boot besorgen, Olaf …!“

Dann waren wir an Bord, stiegen in die Heckräume hinab, und hinter einem Berg morscher Kisten fand ich noch eine Tür zu einem Verschlag mit einer Waschgelegenheit. Die Tür war durch zwei Vorhängeschlösser versperrt gewesen und dazu mit Eisenblech benagelt.

Meine Karbidlaterne erhellte die Finsternis, und außer dem Waschbecken nebst Zubehör sahen wir eine neue Matratze, auf der ein in Decken gehüllter Mann friedlich faulenzte, während auf einem Schemel neben ihm eine Lampe stand und Bücher, Zigaretten und Lebensmittel lagen.

Der Mann paßte in diese Umgebung nicht recht hinein. Er trug eine Frackweste, ein zerknittertes Oberhemd und darüber eine farbige Wollweste. An den Füßen hatte er ein Paar neue Morgenschuhe. Seine Lackstiefel und der Frack lagen auf einem zweiten Schemel.

Der grelle Lichtschein und das Geräusch unserer Dietriche in den Vorhängeschlössern hatten ihn geweckt.

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Ein gefährliches Preisrätsel. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_gef%C3%A4hrliches_Preisr%C3%A4tsel.pdf/46&oldid=- (Version vom 31.7.2018)