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Walther Kabel: Ein merkwürdiger Sport (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 2)

Blechbüchsen jeder Art und Größe ein eiförmiges Fahrzeug von 15 Meter Länge, das an der einen Langseite etwas abgeplattet und mit einem gleichfalls aus Blechbüchsen bestehenden Deckel wasserdicht zu verschließen war. Die einzelnen Blechdosen dieses Rieseneies wurden in zwei Lagen übereinander zusammengelötet und die Zwischenräume durch Pech und Teer ausgefüllt.

Nach einem Jahr hatte Balscar sein „Schiff“ so ziemlich fertig, mußte sich nun aber doch an die Öffentlichkeit wenden, um sich die Mittel zur weiteren Ausrüstung zu beschaffen. Es braucht kaum erwähnt zu werden, daß ihm das Geld mehr als reichlich zufloß. Die amerikanische Presse bezeichnete diese Idee als geradezu glänzend und rührte so eifrig die Werbetrommel für den jungen Menschen, daß das „Riesenei“ am 2. April 1851 zu Wasser gelassen werden konnte. Damit der Charakter des Fahrzeugs gewahrt bliebe, war sogar der Mast, an dem ein einfaches Segel befestigt werden sollte, aus runden Blechbüchsen hergestellt worden. Nachdem die „Amerika“ – so war dieses originelle Transportmittel getauft worden – einige Probefahrten zur Zufriedenheit erledigt hatte, stach sie am Vormittag des 10. April 1851 in See, umgeben von einer Anzahl von Dampfern, die ihr ein Stück das Geleit gaben. An Bord befand sich außer dem „Erfinder“ Balscar der Steuermann der nordstaatlichen Kriegsmarine Wilkiens als seemännischer Leiter des waghalsigen Unternehmens, das auf nichts anderes hinauslief, als mit der „Amerika“ das europäische Festland, und zwar möglichst einen englischen Hafen, zu erreichen.

Die furchtbaren Mühsale, die die zwei in dem „Riesenei“ eingeschlossenen Menschen zu erdulden hatten, hat Wilkiens als der überlebende Teilnehmer der Fahrt später in einem Buche veröffentlicht, das auch 1855 in deutscher Sprache in Leipzig erschien.

Da die „Amerika“ bei günstigem Winde etwa drei Knoten machte, hatte man die Dauer der Reise auf sieben Monate berechnet und danach auch den Proviant bemessen. Doch es kam anders. Bereits nach der ersten Woche geriet das Fahrzeug in einen Sturm, der beinahe sechzehn Tage anhielt und es weit nach Norden verschlug. Balscar, der alles andere nur nicht seefest war, litt in der wie eine Nußschale auf den

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Walther Kabel: Ein merkwürdiger Sport (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 2). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1915, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_merkw%C3%BCrdiger_Sport.pdf/3&oldid=- (Version vom 31.7.2018)