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Walther Kabel: Ein merkwürdiger Sport (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 2)

20 000 Dollar, so daß er sich eine Brigg kaufen konnte. Er ist als wohlhabender Mann 1876 in New York gestorben.

Bereits im Frühjahr 1853 versuchte ein Holländer namens van Hörlingen nebst zwei Begleitern auf einem 30 Meter langen Holzfloß, in dessen Mitte eine Kajüte eingebaut und das mit zwei kleinen Masten versehen war, nach Amerika zu gelangen. Von den drei Abenteurern hat man nie wieder etwas gehört. Nur Teile ihres Flosses wurden drei Monate später an der Westküste von Schottland angetrieben. Ein Jahr darauf, August 1854, stach der Norweger Tonsen mit einem ähnlichen Floß allein ohne Gefährten von Bergen aus in See. Sechs Wochen darauf ließ er sich von dem Hamburger Dampfer „Senta“, der ihm mitten im Atlantischen Ozean begegnete, aufnehmen. Er erklärte das Unternehmen, auf einem Floß von so geringen Abmessungen die Überfahrt aufzuführen, für unmöglich, wie in allen Zeitungen zu lesen war.

Vielleicht wurden gerade durch diese Behauptung andere Wagehälse angespornt, den Norweger und die Welt eines Besseren zu belehren. Aus der Menge der „Floßfahrer“, die in den folgenden zehn Jahren teils von Amerika, teils von Europa aus „starteten“, soll hier nur der Versuch des deutschen Matrosen Franz Berner näher geschildert werden. Berner schuf in New York ein Floß aus aufgeblasenen Gummizylindern, das er „Nonpareil“ nannte, und traf wirklich auf diesem gebrechlichen Fahrzeug mit seinem Begleiter nach einer Reise von fünf Monaten glücklich in England ein. Die New Yorker Zeitung „Standard“, die die Sache finanziell unterstützt hatte, zahlte ihm für diese Leistung 10 000 Dollar.

Im Sommer 1862 verließ wieder der englische Lord Baltroup mit zehn Begleitern auf einem den alten Wikingerschiffen genau nachgearbeiteten Fahrzeug den Hafen von Aberdeen. Nach vier Monaten landete er nach einer vom Wetter außerordentlich begünstigten Überfahrt in New York und hatte damit eine Wette von einer halben Million gewonnen. Dieser Erfolg brachte unternehmungslustige Köpfe auf den neuen Gedanken, in kleinen, offenen Segelbooten den Ozean zu durchqueren. Im August 1863 fuhr der amerikanische Großkaufmann

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Walther Kabel: Ein merkwürdiger Sport (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 2). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1915, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_merkw%C3%BCrdiger_Sport.pdf/5&oldid=- (Version vom 31.7.2018)