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Walther Kabel: Ein verhängnisvoller Pirschgang (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 4)

in der Hofgesellschaft gegenseitig unter dem Siegel der Verschwiegenheit, Prinz Wilhelm verheimliche die Wahrheit nur deshalb, um dem Obersten Unannehmlichkeiten zu ersparen. Er selbst habe dem völlig verzweifelten Malachowski befohlen, den Ladestock sofort in das Gebüsch zu werfen, dann den Förster zurückzurufen und nach dem Schlosse zu schicken, noch bevor der Mann Zeit fände, die Gewehre zu untersuchen. Ebenso mußte der Oberst, als der Jäger verschwunden war, die Büchse des Prinzen gleichfalls abfeuern, um so eine Entdeckung des wahren Sachverhalts unmöglich zu machen.

Wie sich der Jagdunfall in Wirklichkeit abgespielt hat, wird nicht mehr mit Sicherheit festgestellt werden können. Vieles spricht dafür, daß der hochherzige Prinz seinen Jagdgefährten lediglich schonen wollte und deshalb die Vorgänge anders geschildert hat – am meisten wohl der Umstand, daß Prinz Wilhelm niemals dieses Geschehnis irgendwie berührte, vielleicht aus dem Grunde, weil es ihm wie allen wahrhaft gütigen und großmütigen Menschen unangenehm war, an eine Handlung erinnert zu werden, die so sehr für seinen in jeder Hinsicht vornehmen Charakter sprach.

An jener Stelle des Lanker Waldes befindet sich noch heute ein vom Grafen Redern errichteter Granitobelisk mit der Inschrift: „16 Dezember 1819.“

W. K.
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Walther Kabel: Ein verhängnisvoller Pirschgang (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 4). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1915, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_verh%C3%A4ngnisvoller_Pirschgang.pdf/4&oldid=- (Version vom 31.7.2018)