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„Und wenn man nun bedenkt, daß sich um dieses einfache Stück Holz die ganze Erde dreht,“ fiel der andere ein, und der dritte fuhr fort:

„Seit Jahrhunderten, seit Millionen von Jahren – mit einem Wort: seit der Weltschöpfung, als sich die Erde noch in feuerflüssigem Zustande befand.“

„Daß das Holz damals nur nicht verbrannt ist,“ meinte endlich kopfschüttelnd der Millionär. „Hm, hm, was man nicht alles erlebt!“

„Eigentlich habe ich mir den Nordpol ganz anders vorgestellt,“ piepste dann wieder die Balleteuse.

„Was? Anders? Etwa noch imposanter? Bedenken Sie doch, Fräulein, hier ist der Punkt, wo man sich nicht mehr fort bewegt. Setzen Sie sich oben auf den Pfahl, und Sie drehen sich nur noch um sich selbst.“

„Wo ist denn das große Loch?“

„Da drin steckt eben die Achse, hier ragt sie noch heraus.“

„Und der Pfahl muß geschmiert werden?“ fragte Ludewig mit berechtigtem Zweifel.

„Freilich, sonst fängt er an zu quietschen. Die Eskimos mit der Schmierkanne sind eben nur einmal weggegangen.“

„Diesen herrlichen Moment in der Weltgeschichte sollten wir doch durch ein Lied verherrlichen,“ schlug jemand vor, „was für ein Lied paßt am besten am Nordpol?“

„Wer hat Dich, Du schöner Wald,
Aufgebaut so hoch da droben,“

begann der Bassist mit mächtiger Stimme, und alle fielen mit ein. Singen konnten sie ja, und daß das Lied wie die Faust auf’s Auge paßte, that der Feierlichkeit keinen Abbruch.

„Wißt Ihr was,“ schlug dann ein anderer vor, als der letzte Ton verklungen war, „wir nehmen den Nordpol mit!“

Gesagt, gethan. Der ganze Schlitten mußte nun abgepackt werden, um einen geeigneten Strick zu finden, den man um den Nordpol schlingen konnte, dann legten alle mit

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Robert Kraft: Eine Nordpolfahrt. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eine_Nordpolfahrt.pdf/29&oldid=- (Version vom 31.7.2018)