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Im sächsischen Salzgebiete.

Leipzig mit seiner historischen Erinnerung, seinen Palästen und seiner Ausstellung war hinter mir. Ich saß im Coupé und brütete über meiner in Staßfurt zu haltenden großen Volapükrede. Bald war auch Halle a. d. S. mit seiner großen Eisenbahnhalle hinter mir; ich hatte in einen anderen Zug übersteigen müssen, der mich übrigens auch nicht lange behielt, da ich in Sandersleben wieder wechseln mußte, um dann in Güsten zum dritten Male während einer Fahrt von zweieinhalb Stunden mit Sack und Pack einem anderen Zuge mich anvertrauen zu müssen.

Endlich war ich in Staßfurt, preußische Provinz Sachsen, im Centrum der Salzproduction angelangt. Was hatte mich nach dieser Salzstadt geführt? Nicht sosehr die berühmten königlich preußischen Salzschachte oder die herzoglich anhaltischen Salzwerke, welche an sich gewiß sehenswert sind, sondern Volapük. In dem verhältnismäßig kleinen, aber an industriellen Etablissements ungemein reichen Staßfurt war nämlich seit Beginn dieses Jahres ein neuer Volapükverein entstanden, der sich bald vor älteren Vereinen durch die regste Thätigkeit hervortrat, und bald die Augen der Volapükwelt auf sich zog; kein Wunder daher, daß auch der Redakteur des ‚Volapükabled lezenodik‘ in Graz, Morgenluft schnüffelnd, die Nase aus seinem Tintenfasse auftauchen ließ, die Ohren gegen den neuen Clubort hinspitzte, wohlgefällig mit den Ohrläppchen wedelte, Pardon! fächelte und in seines Volapükherzens Tiefe den Entschluß faßte, sich diese Leutchen näher zu besehen. Und jetzt fuhr er nun wirklich in voller Volapükaufregung von der letzten Station ab; es ging dem Volapükkluborte zu. Die Luft roch förmlich nach Volapük, es staubte auf der Straße draußen Volapük. Endlich der bekannte Pfiff, der Zug hält und „Glidö! Glidö!“ ertönt es, die Freunde stehen erwartungsvoll da, um den redakel und osukal in Empfang zu nehmen. Ja, da sind sie gekommen, um den erwarteten Gast zu begrüßen und dem Klublokale in der Restauration „Hohenzollern“ zuzuführen, welches an seiner hohen Giebelseite die Volapükaufschrift trägt: „M. b. p. b. – Staud Hoenzolän. Kluböp vpanas. Iso vpon. Vpan alik aituvom iso flenis gudik.“ Beim Besitzer der Restauration war ich einquartirt worden. Die Kinder des Hauses begrüßten mich volapüko. Es schien, als ob alle Welt Volapük sprechen könnte. Nach der Mittagsmahlzeit erschienen schon neugierige Mitglieder und bald hatte ich nicht Hände genug, die Volapükgrüße in Empfang zu nehmen.

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Cz: Eine Volapüktour. Gebrüder Schencker, Staßfurt 1898, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eine_Volap%C3%BCktour.djvu/6&oldid=- (Version vom 31.7.2018)