Seite:Eine alte Kommode.pdf/10

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soll ich, belastet mit einem Onkel, der sich und mich zum Gespött aller macht und der mich heute früh sogar … des Diebstahls, wenn auch mit sehr gewundenen Redensarten, beschuldigte, – wie soll ich wohl je …“, sie brach mitten im Satze ab, weil sie zu spät merkte, daß in ihren Worten bereits ein Eingeständnis gelegen hatte, – sie wurde sehr rot und verlegen, und sah so noch allerliebster aus.

Doktor Gart hatte überrascht aufgehorcht. Also das war’s! Deshalb verhielt sich Lotte ihm gegenüber immer so kühl ablehnend und betonte stets, er sei ihr nichts mehr als ein guter Freund – deshalb also! Sie fürchtete, ihn mit bloßzustellen, wenn sie sich etwa mit ihm verlobte und als Beigabe dieser unmögliche Querkopf von Oheim hinzukäme!

Als er eine halbe Stunde später in seinem Büro saß, ließ er sich das Schreiben der Frau Emma Piesecke bringen, las es wiederholt durch und diktierte dann an den Rentner Anton Morwitz folgenden Brief:

„Namens und im Auftrage meiner Mandantin, der Frau …, die Sie durch die Äußerungen an Ihrem Stammtisch, sie hätte Ihnen aus einer sogenannten Kommode (Wäscheschränkchen) dreimal je zwei alte Zehnmarkstücke gestohlen, öffentlich und grundlos und ohne jeden Beweis

Empfohlene Zitierweise:
K. Walther: Eine alte Kommode. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1935, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eine_alte_Kommode.pdf/10&oldid=- (Version vom 31.7.2018)