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Hierauf öffnete er den zweiten Brief der Morgenpost und fand darin die Aufforderung einer großen Baufirma, die für eine neue Vorstadtsiedlung die nötigen Zeichnungen und so weiter zu liefern, – persönliche Rücksprache erbeten.

Sein Gesicht klärte sich nicht nur auf, sondern seine Augen leuchteten.

„Lotte, – da, man erinnert sich meiner noch! Man weiß noch immer, was ich kann! Dieser Auftrag wird mir die dreitausend Mark einbringen und mehr als das!“ Er war völlig verändert, er streichelte die zahme Dohle und eilte dann in sein Schlafzimmer, um sich zu rasieren. Er ließ eine sehr nachdenkliche Lotte auf der Veranda zurück, und diese Lotte begab sich nun zum Telefon und rief kurz entschlossen ihren „Freund“ Gart an.

„… Bedaure …“, erwiderte Gart auf Lottes langen, mit Fragen gespickten Anruf. „Ich muß lediglich das Interesse meiner Mandantin wahrnehmen und darf Ihnen höchstens den Rat erteilen, daß Ihr Onkel hinsichtlich der dreitausend Mark bei Frau Piesecke Stundung beantragen mag, bis er das Geld verdient hat, – am besten, er zahlt der Piesecke zunächst hundert Mark Reuegeld und schreibt an mich, daß er alles zurücknehme. Wenn ich in diesem Falle nicht nur Anwalt, sondern auch berechtigt wäre, Ihre Interessen außerdem noch zu vertreten, Fräulein Lotte, so hätte ja …“

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K. Walther: Eine alte Kommode. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1935, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eine_alte_Kommode.pdf/12&oldid=- (Version vom 31.7.2018)