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saß sie auf dem großen Zeichentisch und lächelte und baumelte übermütig mit den Beinen, pfiff leise vor sich hin und überdachte die Lage und kam auch zu einem Entschluß.

Anton Morwitz kehrte strahlend heim. „Lotteken, ich bin selig! Ich habe den Auftrag erhalten. Nun geht’s sofort mit Nachdruck an die Arbeit – und wie! Bei deinem Freunde Gart war ich auch, ein recht vernünftiger Mann. Die Sache mit der Stundung und dem Verzicht auf die Widerrufe in den Zeitungen ist in Ordnung. Außerdem hat dieser Gart überraschend reife Ansichten über die Pflicht eines jeden, selbst mit dazu beizutragen, daß wir aus der Wirtschaftsdepression herauskommen. Diese jungen Männer von heute: Einfach fabelhaft, wie die das Leben so ganz anders ansehen als unsereiner. Mir scheint wirklich, ich war so etwas unmodern und überaltert. Na, damit ist’s ja nun vorüber …! Ich habe Arbeit! Wie schon allein der Gedanke aufpulvert, nicht mehr lediglich so fünftes Rad am Wagen zu sein! Unglaublich wie das mein Selbstgefühl hebt und frische Kräfte weckt, die nur geschlummert haben können!“

„Geschlummert?!“ meinte Lotte, die so energische und kluge Lotte schmunzelnd, und in diesem Augenblick glich ihr Schmunzeln verblüffend dem des Herrn Doktor Gart. „Geschlummert, Onkel?

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K. Walther: Eine alte Kommode. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1935, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eine_alte_Kommode.pdf/15&oldid=- (Version vom 31.7.2018)