Seite:Eine alte Kommode.pdf/8

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

er, und hierauf suchte er nach den Dingen, die er gestern absichtlich hier in ein Schächtelchen mit Pillen ganz zu unterst hineingetan hatte.

Eine Pillenschachtel ist doch gewiß unverdächtig, so hatte er spekuliert, und wenn nun wieder was verschwindet, dann kann das nur jemand getan haben, der sehr raffiniert als Diebin ist. Dies war sein Gedankengang gewesen, und er fand ihn nunmehr bestätigt: Die beiden Goldstücke aus der Friedenszeit waren nicht mehr da!

Als er am Kaffeetisch in der Veranda erschien und Lotte ihm nur sehr kühl einen guten Morgen wünschte, da schaute er sie vorwurfsvoll an und brummte etwas Unverständliches in seine Bartstoppeln.

Die zahme Dohle Peter saß auf der Lehne des Stuhles neben ihm und keckerte leise. Anton liebte sie sehr, ihr vertraute er nun seine Jeremiaden an, und sie hörte geduldiger zu als die alte Piesecke.

„Die Brötchen werden immer schlechter“, leitete er die Unterhaltung ein. „Die Butter hat auch einen Stich, und der Honig ist wieder mal verfälscht, mehr Zucker als Honig!!“

Er war ein ewiger Nörgler und ein unleidlicher Schwarzseher, eine schlaffe Natur von jeher.

Lotte wurde immer erregter. „Sie müssen einsehen, Herr Doktor, – so geht das nicht weiter

Empfohlene Zitierweise:
K. Walther: Eine alte Kommode. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1935, Seite 307. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eine_alte_Kommode.pdf/8&oldid=- (Version vom 31.7.2018)