Seite:Elektrische und Optische Erscheinungen (Lorentz) 089.jpg

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T' ist, und die Normale zu den einfallenden Wellen die durch (71) bestimmten Richtungsconstanten hat.

Alle Erscheinungen gehen mithin gerade so vor sich, als ob die Erde ruhte, die Schwingungsdauer T’ wäre, und der Himmelskörper, von der Erde aus gesehen, sich nicht in der Richtung (), sondern in der Richtung () befände.

In diesem letzteren besteht nun eben die Aberration. Dass die Grösse und Richtung, welche wir für dieselbe finden, auch wirklich der bekannten, mit den Beobachtungen übereinstimmenden Regel entsprechen, ergibt sich sofort aus der Gleichung (71). Man erhält nämlich einen Vector von der Richtung (), wenn man einen Vector von der Richtung (), dessen Länge die Geschwindigkeit des Lichtes darstellt, mit einem zweiten zusammensetzt, welcher der Erdgeschwindigkeit gleich und entgegengesetzt ist.

Uebrigens liegt in unserem Satze auch die Erklärung dafür, dass sich bei der Beobachtung mit Linsensystemen immer die durch die soeben erwähnte Regel bestimmte Aberration herausstellt[1], ebenso die Erklärung für den bekannten Arago’schen Versuch[2] mit einem Prisma, und für das von Boscovich vorgeschlagene und von Airy[3] ausgeführte Experiment, bei welchem der Tubus eines Fernrohrs mit Wasser gefüllt war.




Beobachtungen mit Sonnenlicht.

§ 62. Die Bahn der Erde weicht so wenig von einem Kreise


  1. Dass dies auch bei der Beobachtung mit einem Spiegeltelescop der Fall ist, würde ebenfalls ohne weiteres aus unserem Satze folgen, wenn der Spiegel aus einem durchsichtigen Material bestände. Was aber die wirklichen, aus Metall verfertigten Spiegel betrifft, so kann man bemerken, dass die Richtung, in welcher Lichtstrahlen reflectirt werden, und die Lage des Vereinigungspunktes nur von der Krümmung, nicht aber von der stofflichen Natur des Spiegels abhängen können. Zur Bestimmung dieser Lage lässt sich auch, wie es von verschiedenen Physikern geschehen ist, das Huygens’sche Princip anwenden, (vgl. meine Abhandlung in den Arch. néerl., T. 21).
  2. Arago. OEuvres complètes, T. 1, p. 107; Biot. Traité élémentaire d’astronomie physique, 3e éd., T. 5, p. 364.
  3. Airy. Proc. Royal Society of London, Vol. 20, p. 35, 1871; Vol. 21, p. 121, 1873; Phil. Mag., 4th Ser., Vol. 43, p. 310, 1872.