Seite:Elektrische und Optische Erscheinungen (Lorentz) 126.jpg

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einer Anzahl hinter einander gestellter Glassäulen und einem Analysator. Zur Zeit der Sonnenwende, meistens um die Mittagsstunde, wurde die Vorrichtung zuerst mit dem Polarisator nach Osten, und dem Analysator nach Westen gekehrt, und dann in die entgegengesetzte Richtung gebracht, während jedesmal ein Bündel Sonnenstrahlen mittelst zweckmässig gestellter Spiegel hindurchgeschickt wurde. Obgleich sich in den Einstellungen des Analysators mancherlei Unregelmässigkeiten zeigten, schien doch im ganzen eine constante Differenz zwischen den für die beiden Lagen erhaltenen Ablesungen zu bestehen.

Als ich die gegenwärtige Theorie entwickelte, hoffte ich anfangs, diese Differenzen erklären zu können, sah mich jedoch alsbald in meiner Erwartung getäuscht. Sind die von mir aufgestellten Gleichungen richtig, so kann ein Einfluss, wie der von Hrn. Fizeau erwartete, nicht bestehen. Den Beweis hierfür soll der nächste Paragraph erbringen.

§ 94. Da mit weissem Licht gearbeitet wurde und die Drehung der Polarisationsebene in den Glassäulen nicht für alle Farben dieselbe ist, so war es nöthig, die hieraus entspringende Dispersion zu compensiren. Es dienten dazu circularpolarisirende Flüssigkeiten, Citronenöl oder Terpentin, bisweilen auch dünne, senkrecht zur Axe geschliffene Quarzplatten. Zur Vereinfachung wollen wir indess annehmen, dass das Licht homogen sei, und dass also keine derartigen Stoffe im Apparat vorhanden sind. Der Satz, den wir im § 59 abgeleitet haben, ist dann ohne weiteres anwendbar, da er für jedes beliebige System einfach- oder doppelbrechender Körper gilt.

Es soll nun ein idealer Versuch bei ruhender Erde mit einem wirklichen Versuche verglichen werden, bei dem der Apparat in Bezug auf die Erdbewegung in beliebiger Weise orientirt ist. Im ersteren Falle soll der Polarisator Strahlen von der Richtung s und der Schwingungsdauer T empfangen; den Analysator denke man sich dabei so gestellt, dass er kein Licht durchlässt. Im zweitgenannten Falle soll der „correspondirende“ Bewegungszustand (§ 59) bestehen. Dazu muss das einfallende Licht die relative Schwingungsdauer T (§ 60, a), und noch immer die Strahlenrichtung s (§ 60, b) haben. Hinter dem Analysator