Seite:Epple keller 13.jpg

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Kleinen hübsch an und trug ihn, weil es Glatteis hatte, in den Gasthof zur Traube, woselbst das Konzert stattfinden sollte. Eröffnet wurde es mit einer Sinfonie von Gyrowezt. Eduard stellte sich zu den Pauken. Mächtig ergriff ihn die Harmonie des aus 20 Musikern bestehenden Orchesters. Er wußte nicht, wo er zuerst hinschauen, sich zuerst hinwenden sollte. Bald stand er bei der ersten Violine, bald bei den Blasinstrumenten, bald bei den Bässen. Nach der Sinfonie wurde ein von mir gedichteter und in Musik gesetzter Chor aus C-Dur mit vollem Orchester aufgeführt. Einen 4stimmigen Gesang mit Orchesterbegleitung hatte Eduard noch nie gehört. Er war wie außer sich und ein männlich tiefer Ernst lag auf dem Gesichtchen des 5jährigen Kindes. Jetzt kam die Reihe an ihn. Die Noten wurden aufgelegt, sein Geiglein gestimmt, da er dies mit seinen schwachen Fingerchen noch nicht selbst konnte. Damit ihn nun die Zuhörer besser sehen und hören konnten, und er selbst zu klein war, um auf den Pult schauen zu können, so stellte man ihn auf einen Stuhl. Einer der Herren Lehrer hielt ihn hinten an den Höschen, damit er nicht fallen konnte. Das Zeichen wurde gegeben und begeisternd fing er an zu geigen. Als der Marsch und das Rondeau zu Ende waren, wurde ihm ein rauschendes Applaudium, für welches er mit

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Epple: Eduard Keller, Erinnerungen aus seiner Kindheit. Stuttgart: Kohlhammer 1904, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Epple_keller_13.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)