Seite:Epple keller 14.jpg

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freudigem Gesicht nach allen Seiten sich verneigend, dankte. Vom Stuhl heruntergehoben, kam er zu mir. Ich küßte ihn und munterte ihn auf, das zweite Stück eben so schön zu spielen. Er erwiderte: „Gib acht! mein Leibstück (die Kavatine von Rossini) will ich noch besser spielen.“ Noch einige Gesangsstücke wurden aufgeführt und dann trat er vor dem Schlußchor nochmal auf. Noch stärkeren Beifall zollte man ihm. Alles herzte, streichelte, küßte ihn. Man setzte ihn auf den Ehrenplatz, worauf er sich nicht wenig einbildete. Er erklärte mir: „Jetzt will ich meinen eigenen Wein und meinen eigenen Braten haben, denn ich bin jetzt auch ein Musikant.“ Dies Verlangen wurde ihm erfüllt. Er bekam in einem ganz kleinen Bouteillchen seinen eigenen Wein und auf einem niedlichen Tellerchen sein Stückchen Braten. Man trank allgemein auf seine Gesundheit, was er auch trinkend und dankend erwiderte. So blieb er ungefähr eine Stunde in der fröhlichen Gesellschaft. Dann wurde er, da er anfing, schläfrig zu werden, nach Hause getragen und zu Bett gebracht. Des andern Tages erzählte er immer von dem Konzert und sagte zu mir: „Mein Geiglehrer meint, ich müsse jetzt eine etwas größere Violine haben, weil meine Finger sich strecken und ich nun auch größer werde.“ „Ich werde nach Stuttgart an einen guten Freund

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Epple: Eduard Keller, Erinnerungen aus seiner Kindheit. Stuttgart: Kohlhammer 1904, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Epple_keller_14.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)