Seite:Epple keller 18.jpg

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selbiger erlauben möchte, daß der Knabe mit seiner Mutter in das Institutsgebäude kommen dürfte, um dort Sr. Majestät eine allerunterthänigste Bitte überreichen zu können, und von deren Inhalt wir den Herrn Professor in Kenntnis setzten. Er hatte die Güte, unserem Ansuchen mit Freude entgegenzukommen und dasselbe bereitwillig zu gewähren.

Tags darauf kamen nun Se. Majestät morgens 10 Uhr wirklich in Gmünd an. Der Knabe ging mit seiner Mutter in das genannte Institut und beide blieben an der Stiege stehen. Se. Majestät traten nun ein und besichtigten die Anstalt von oben bis unten. Als Allerhöchstdieselben mit großer Zufriedenheit das Institut wieder verließen, trat der Kleine mit seiner Bittschrift vor, verneigte sich und gab sie, folgende Worte sprechend, in die Hände des Königs: „Herr König, sind Sie doch so gütig und lesen Sie diese Schrift, die ich selbst geschrieben habe und erfüllen Sie gütigst meine Bitte!“ Der König lächelte, nahm den Knaben am Kinn und sagte zu ihm: „Ja, Kleiner, was hast denn du schon zu bitten?“ Dieser erwiderte naiv: „Herr König, ich kann geigen, aber ich möchte es halt in Stuttgart noch besser lernen.“ Nun wagte es auch die Mutter des Kindes, die näheren Umstände ehrfurchtsvoll vorzutragen, und sie wurde mit aller Huld und Gnade angehört, und Se.

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Epple: Eduard Keller, Erinnerungen aus seiner Kindheit. Stuttgart, Kohlhammer 1904, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Epple_keller_18.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)